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Donnerstag, 30. März 2023
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Die Schweizer Grossbanken haben sich schon vor Jahrzehnten von den Schweizer Tugenden entfernt und wollten es der Grossmacht USA gleichtun. Die UBS hat nach 2008 ihre Lehren gezogen und das gefährliche Investment- bankgeschäft – vor allem in... weiterlesen
TV: «Es geschah am ... Der Bührle-Kunstraub». Das Bührle-Museum ist am 10. Februar 2008 Schauplatz des grössten Kunstraubes in Europa. An diesem Tag stürmen bewaffnete Männer einer serbischen Mafiabande das Gebäude und entwenden vier... weiterlesen
Ganz unverhofft begegnete ich neulich auf Instagram einem Pärli-Bild, das mich staunen liess. Dabu (kl. Bild) von Dabu Fantastic zeigte in seiner Insta-Story ein Kuschel-Bild von sich und einer Frau. Dazu postete der Musiker den Song «Liebi.. weiterlesen
So wie Jürgen Knopp Recyclingmaterial wiederaufbereitet, schuf er auch aus den Bruchstücken seines Lebens etwas Neues.
Er kreiert aus Bauschutt Kunst und hochwertige Oberflächen. Doch nicht nur beruflich, auch privat musste der in Wil bekannte Inneneinrichter und Designspezialist Jürgen Knopp aus den Bruchstücken seines Lebens Neues erschaffen. Er erzählt, wie ihm eine Lebenskrise nun zum Durchbruch verhilft.
Wil/Region Manchmal müssen Dinge kaputt gehen, um richtig erstrahlen zu können. Das gilt für das Leben von Jürgen Knopp wie für kaum ein anderes. 2019 hat der Inneneinrichter und Designspezialist – damals im Familienunternehmen an der Toggenburgerstrasse in Wil tätig – die Geschäftsidee, aus Recyclingmaterial Wand- und Bodenoberflächen herzustellen. Unter anderem gestaltet er aus Bauabfall und Erosionsmaterial für das Hotel Säntis auf der Schwägalp sowie für das Bundesverwaltungsgericht St.Gallen Wandbilder und entwirft für die Hyundai-Marke Genesis europaweit Showrooms. 2020 gewinnt er mit «Desycling» den German Design Award. Während der geschäftliche Erfolg stetig wächst, kommt es im privaten Umfeld jedoch zu unerfreulichen Veränderungen. «Im Herbst 2020 trennte ich mich von meinen jahrelangen Wegbegleitern und dachte: ‹Ich kann das auch allein.›», so der 57-Jährige und fügt selbstironisch hinzu: «Heute weiss ich: Hochmut kommt vor dem Fall.»
Juli 2021. Jürgen Knopp eröffnet in Horn am Bodensee eine eigene Kunstgalerie und einen Showroom – komplett aus Recyclingmaterialien. Viele Wilerinnen und Wiler, auch aus der Politik, besuchen ihn. «Die Raumgestaltung war einzigartig und berührend. Ich nutzte die Galerie auch für die Präsentation meiner grossformatigen Wandbilder. Mehrere Künstlerinnen und Künstler waren bereits für Ausstellungen gebucht», erinnert sich Knopp. Dann rollt jedoch die zweite Corona-Welle an und erfasst ihn mit voller Wucht. «Einen Tag nach der ersten grossen Vernissage des Künstlers Marco Spitzar musste ich schon wieder schliessen.» Knopp erlebt eine grosse Durststrecke, öffnet und schliesst sein Start-up immer wieder. «Ich kämpfte Tag für Tag und brauchte dringend finanzielle Unterstützung. Gerade Personen, die Millionenvermögen auf der Seite hatten, wollten mir nicht helfen. Doch da gab es rund 70 Personen aus Wil, die nach wie vor an meine Idee glaubten und mich unterstützten», sagt er dankbar. Letztlich rettet ihn jedoch auch das nicht. Mit der Ukrainekrise und ihren wirtschaftlichen Folgen kommt der grosse Zusammenbruch. Beruflich wie auch privat zerspringt Knopps Leben in seine Einzelteile. «Nichts ging mehr, ich war am Ende.» Im November 2021 weist sich der Inneneinrichter und Designspezialist selbst in eine psychiatrische Klinik ein.
Drei Monate lang ist Jürgen Knopp in Behandlung. Währenddessen und danach macht er sich viele Gedanken über die Alleingänge, die sich durch sein ganzes Leben ziehen. Nun zweifelt er erstmals daran, ob dies richtig ist. «Ich spürte, wie sehr mich das Familienunternehmen die Jahre zuvor aufgefangen hatte. Ich realisierte, wie wichtig es ist, Hilfe anzunehmen und das Tempo zu reduzieren, wenn keine Kraft mehr da ist», so der einstige Triathlet. Nach und nach kämpft er sich ins Leben zurück und setzt seine Einzelteile wieder zusammen.
Anfang 2023 schliesst Jürgen Knopp seine Firma in Horn wieder. Das schweizweit tätige Gipser-Maler-Unternehmen Groupe-Egli AG aus Zürich hat Interesse an seiner Geschäftsidee und bietet ihm kurzerhand eine Stelle als Projektberater für nachhaltige Baumaterialien und -oberflächen an. Er sagt zu. Ab diesem Frühling wird der 57-Jährige im «Experience-Park» in Zürich gleich bei der Autobahnausfahrt Regensdorf arbeiten. Die Groupe-Egli AG eröffnet hier demnächst den neuen Firmensitz. «Meine Philosophie lebt hier weiter und meine Idee kommt unter dem Namen Desycling endlich auf den Markt», freut sich Knopp und fügt an: «Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Bauindustrie stark auf dem Vormarsch.» Aktuell wird er bei der Planung und Realisierung von HORTUS, dem schweizweit ersten Recyclinggeschäftsgebäude des Bauunternehmens Blumer-Lehmann AG, im neu entstehenden «Silicon Valley» der Pharmaindustrie in Allschwil (BL) mitwirken. «Das Gebäude besteht komplett aus Holz und Lehmputzen und wird in 30 Jahren die ganze Erstellungsenergie in den Umweltkreislauf zurückgespielt haben», erklärt Knopp voller Begeisterung. So schwer die letzten Jahre für den Ex-Wiler auch waren, sein «Umweg» nach Horn hat sich letztlich gelohnt. Seine Einzelteile haben sich wieder zusammengefügt und bringen ihn mehr denn je zum Strahlen. Bereits spielt der 57-Jährige mit dem Gedanken, über sein Leben und seine Kunst 2024 ein Buch herauszubringen. Ein kompletter Alleingang wird das aber gewiss nicht. Denn heute weiss er: «Grossartige Ideen kommen nur gross heraus, wenn man Unterstützung von einem starken Team hat.»
Von Darina Schweizer
So wie Jürgen Knopp Recyclingmaterial wiederaufbereitet, schuf er auch aus den Bruchstücken seines Lebens etwas Neues.
Er kreiert aus Bauschutt Kunst und hochwertige Oberflächen. Doch nicht nur beruflich, auch privat musste der in Wil bekannte Inneneinrichter und Designspezialist Jürgen Knopp aus den Bruchstücken seines Lebens Neues erschaffen. Er erzählt, wie ihm eine Lebenskrise nun zum Durchbruch verhilft.
Wil/Region Manchmal müssen Dinge kaputt gehen, um richtig erstrahlen zu können. Das gilt für das Leben von Jürgen Knopp wie für kaum ein anderes. 2019 hat der Inneneinrichter und Designspezialist – damals im Familienunternehmen an der Toggenburgerstrasse in Wil tätig – die Geschäftsidee, aus Recyclingmaterial Wand- und Bodenoberflächen herzustellen. Unter anderem gestaltet er aus Bauabfall und Erosionsmaterial für das Hotel Säntis auf der Schwägalp sowie für das Bundesverwaltungsgericht St.Gallen Wandbilder und entwirft für die Hyundai-Marke Genesis europaweit Showrooms. 2020 gewinnt er mit «Desycling» den German Design Award. Während der geschäftliche Erfolg stetig wächst, kommt es im privaten Umfeld jedoch zu unerfreulichen Veränderungen. «Im Herbst 2020 trennte ich mich von meinen jahrelangen Wegbegleitern und dachte: ‹Ich kann das auch allein.›», so der 57-Jährige und fügt selbstironisch hinzu: «Heute weiss ich: Hochmut kommt vor dem Fall.»
Juli 2021. Jürgen Knopp eröffnet in Horn am Bodensee eine eigene Kunstgalerie und einen Showroom – komplett aus Recyclingmaterialien. Viele Wilerinnen und Wiler, auch aus der Politik, besuchen ihn. «Die Raumgestaltung war einzigartig und berührend. Ich nutzte die Galerie auch für die Präsentation meiner grossformatigen Wandbilder. Mehrere Künstlerinnen und Künstler waren bereits für Ausstellungen gebucht», erinnert sich Knopp. Dann rollt jedoch die zweite Corona-Welle an und erfasst ihn mit voller Wucht. «Einen Tag nach der ersten grossen Vernissage des Künstlers Marco Spitzar musste ich schon wieder schliessen.» Knopp erlebt eine grosse Durststrecke, öffnet und schliesst sein Start-up immer wieder. «Ich kämpfte Tag für Tag und brauchte dringend finanzielle Unterstützung. Gerade Personen, die Millionenvermögen auf der Seite hatten, wollten mir nicht helfen. Doch da gab es rund 70 Personen aus Wil, die nach wie vor an meine Idee glaubten und mich unterstützten», sagt er dankbar. Letztlich rettet ihn jedoch auch das nicht. Mit der Ukrainekrise und ihren wirtschaftlichen Folgen kommt der grosse Zusammenbruch. Beruflich wie auch privat zerspringt Knopps Leben in seine Einzelteile. «Nichts ging mehr, ich war am Ende.» Im November 2021 weist sich der Inneneinrichter und Designspezialist selbst in eine psychiatrische Klinik ein.
Drei Monate lang ist Jürgen Knopp in Behandlung. Währenddessen und danach macht er sich viele Gedanken über die Alleingänge, die sich durch sein ganzes Leben ziehen. Nun zweifelt er erstmals daran, ob dies richtig ist. «Ich spürte, wie sehr mich das Familienunternehmen die Jahre zuvor aufgefangen hatte. Ich realisierte, wie wichtig es ist, Hilfe anzunehmen und das Tempo zu reduzieren, wenn keine Kraft mehr da ist», so der einstige Triathlet. Nach und nach kämpft er sich ins Leben zurück und setzt seine Einzelteile wieder zusammen.
Anfang 2023 schliesst Jürgen Knopp seine Firma in Horn wieder. Das schweizweit tätige Gipser-Maler-Unternehmen Groupe-Egli AG aus Zürich hat Interesse an seiner Geschäftsidee und bietet ihm kurzerhand eine Stelle als Projektberater für nachhaltige Baumaterialien und -oberflächen an. Er sagt zu. Ab diesem Frühling wird der 57-Jährige im «Experience-Park» in Zürich gleich bei der Autobahnausfahrt Regensdorf arbeiten. Die Groupe-Egli AG eröffnet hier demnächst den neuen Firmensitz. «Meine Philosophie lebt hier weiter und meine Idee kommt unter dem Namen Desycling endlich auf den Markt», freut sich Knopp und fügt an: «Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Bauindustrie stark auf dem Vormarsch.» Aktuell wird er bei der Planung und Realisierung von HORTUS, dem schweizweit ersten Recyclinggeschäftsgebäude des Bauunternehmens Blumer-Lehmann AG, im neu entstehenden «Silicon Valley» der Pharmaindustrie in Allschwil (BL) mitwirken. «Das Gebäude besteht komplett aus Holz und Lehmputzen und wird in 30 Jahren die ganze Erstellungsenergie in den Umweltkreislauf zurückgespielt haben», erklärt Knopp voller Begeisterung. So schwer die letzten Jahre für den Ex-Wiler auch waren, sein «Umweg» nach Horn hat sich letztlich gelohnt. Seine Einzelteile haben sich wieder zusammengefügt und bringen ihn mehr denn je zum Strahlen. Bereits spielt der 57-Jährige mit dem Gedanken, über sein Leben und seine Kunst 2024 ein Buch herauszubringen. Ein kompletter Alleingang wird das aber gewiss nicht. Denn heute weiss er: «Grossartige Ideen kommen nur gross heraus, wenn man Unterstützung von einem starken Team hat.»
Von Darina Schweizer