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Dienstag, 30. Mai 2023
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Martin Ruggle hat bisher bereits 6000 Kilometer zurückgelegt. Er fährt durchschnittlich 100 Kilometer pro Tag. z.V.g.
Martin Ruggle ist mit seinem Velo auf Weltreise. Der ehemalige Helfer beim Gare de Lion hat bereits 6000 Kilometer zurückgelegt. Mittlerweile ist er im Iran und weiss ziemlich genau, wo es Wasser gibt.
Wil/Abhar Wo sind Sie zurzeit genau?
Ich befinde mich gerade (Stand 3. September) in Abhar im West-Iran.
Das letzte Mal haben Sie vom Putschversuch in der Türkei berichtet. Damals waren Sie in Istanbul. Wie ging es von dort weiter?
Ich bin am Morgen nach dem Putschversuch mit der Fähre nach Mudanya gefahren und von dort aus mit dem Fahrrad gute 700 Kilometer weiter ins Landesinnere nach Kappadokien.
Wie beurteilen Sie die Lage in der Türkei? Sind die Einwohner noch in Aufruhr?
Die Lage war eigentlich direkt nach dem Putschversuch wieder absolut sicher und praktisch nichts hat mehr an die vergangene Nacht erinnert. Ich fühlte mich so sicher, dass ich sogar gleich die folgende Nacht unter freiem Himmel direkt am Strand verbrachte. Ansonsten hat sich hauptsächlich geändert, dass der Nationalstolz nochmals ein ganzes Stück gewachsen ist. Die türkische Fahne war an allen möglichen und unmöglichen Orten zu sehen. Zudem hatte ich natürlich gleich wieder ein Gesprächsthema an den Raststätten und es war sehr interessant, die verschiedenen Meinungen zu hören.
Wie waren sie eigentlich so, die Türken?
Uff – da fallen mir so viele Eigenheiten ein, aber die grösste ist bestimmt ihre Gastfreundlichkeit. Egal wo ich hingekommen bin, überall wurde ich mit offenen Armen empfangen und zu Cay eingeladen. Oft wurde mir auch ein Garten zum Zelten angeboten oder ich wurde gleich ins Haus eingeladen. Teilweise waren sie aber auch etwas anstrengend, da der Nationalstol, wie bereits gesagt, ziemlich gross ist und man immer aufpassen muss, was man sagt.
In der Nacht des Putschversuchs waren Sie selbst ja auch in der Nähe der Gefahr. Ist dadurch Ihre Angst gewachsen, weiterhin unbekannte Länder zu besuchen?
Die Nacht war ein ziemlicher Schrecken und ich werde diese bestimmt nicht so schnell vergessen. Dennoch habe ich überhaupt keine Angst weitere unbekannte Länder zu besuchen. Mit etwas Vorbereitung ist sicheres Reisen überhaupt kein Problem und ich fände es schade, wenn man wegen einem solchen Erlebnis gleich die Reiselust verlieren würde.
Welche Ausflüge haben Sie nebst dem Fahrradfahren schon unternommen?
In Kappadokien bin ich mit einem Heissluftballon über die weltberühmten Feenkamine gesegelt und an der Schwarzmeerküste bin ich mit Reiseradlern aus Bulgarien nach Muscheln tauchen gegangen. Dazu kommen auch noch diverse Wanderungen in diversen Gegenden Europas und der Türkei. Einmal habe ich sogar Strassenmusik gemacht, um das Budget etwas aufzustocken, was schlussendlich tatsächlich geklappt hat. Aber Radfahren kann ich besser als Musik machen.
Haben Sie ein Ritual, bevor Sie morgens losfahren?
Ein spezielles Ritual habe ich nicht wirklich, aber da ich ohne Kaffee keine einzige Pedalumdrehung hinbekomme, ist wohl Kaffeekochen die einzige Konstante seit Beginn meiner Reise. Ansonsten gibt es je nach Land und Kultur immer mal wieder ein neues Ritual. Im Iran ist zum Beispiel das Erinnerungs-Selfie mit den Gastgebern mittlerweile zum Standard geworden.
Sie sind gerade im Iran angekommen, was ist kulturell der grösste Unterschied zur Schweiz?
Der grösste Unterschied zur Schweiz ist die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen – egal wo ich hinkomme, überall begrüssen mich die Leute mit «Hello Mister, welcome in my country». Zudem wollen mir alle helfen, und da ich kein Farsi lesen oder sprechen kann, nehme ich dieses Angebot teilweise gerne an. So hat mir ein Computer-Hacker bereits mein Handy gehackt, damit ich unbegrenzt Internet habe, jeden Tag werden mir mindestens drei Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Bisher verbrachte ich keine einzige Nacht in einem Hotel. Ich werde täglich zum Frühstück-, Mittag- sowie Abendessen eingeladen und dazwischen muss ich zudem noch zahlreiche weitere Angebote ablehnen, da ich schlicht nicht mehr essen oder trinken kann. Was dieses ganze Bild etwas trübt, ist, dass die Regierung im täglichen Leben enorm viel vorschreibt. Alle Frauen müssen Kopftuch tragen, es ist nicht erlaubt mit einer Frau zusammen zu sein, ohne dass man verheiratet ist, viele Websites wie z.B. Facebook sind blockiert, es dürfen zahlreiche amerikanische Marken nicht importiert werden – was das Strassenbild sehr langweilig macht – und natürlich ist auch Alkohol verboten, was das Feierabendbier verunmöglicht. Dies ist leider nur ein kleiner Auszug von den Vorschriften, dennoch kann ich den Iran als Reiseland nur empfehlen. Denn hier kann man noch wirklich seinen Horizont erweitern.
Sie sind schon lange unterwegs. Wie viele Kilometer haben Sie nun auf dem Fahrrad hinter sich gebracht?
Mittlerweile bin ich bei knapp 6000 Kilometern angekommen. 1500 Kilometer davon alleine in den letzten 14 Tagen, da ich mit einer Freundin in Teheran abgemacht hatte und mich daher etwas beeilen musste.
Hat sich Ihr Körper an die Strapazen gewöhnt?
Es ist unglaublich, woran sich der Körper alles gewöhnen kann. Ich kann mich noch gut an den ersten Tag erinnern, als mir Abends jeder Muskel schmerzte. Mittlerweile stecke ich 100 Kilometer pro Tag locker weg und ich habe überhaupt keine Schmerzen mehr. Dafür bin ich Abends ziemlich müde und benötige tagsüber immer wieder mal etwas Süsses, wobei ich damit eigentlich gut leben kann.
Wie und wo waschen Sie sich und Ihre Kleider?
Das hängt immer etwas von der Umgebung ab. In den trockenen Gegenden kann es schon mal vorkommen, dass ich drei Tage lang keine Dusche sehe. Ansonsten findet sich aber immer irgendwo einen Gartenschlauch oder eine Bewässerungsanlage, unter welche man sich stellen kann. Je nach Land findet man jeweils schnell heraus, wo es Wasser gibt. In den islamischen Ländern sind dies zum Beispiel die Moscheen. Für die Kleider habe ich eine mobile «Waschmaschine» dabei, welche eigentlich nichts anderes als ein wasserdichter Sack ist. Mit etwas Waschmittel, Wasser und dreiminütigem Schruppen hat man schlussendlich das gleiche Ergebnis wie mit der Waschmaschine zu Hause.
Wie viel Geld haben Sie bisher ausgegeben?
Ja, das liebe Geld. Ich habe bisher viel weniger ausgegeben als geplant. Das liegt daran, dass ich mir ein Tagesbudget von maximal 30 Dollar gesetzt habe, bei welchem allerdings auch alle Flüge, Visa, Versicherungen und so weiter mit einkalkuliert sind. Seitdem ich Europa verlassen habe, gebe ich aber nicht mehr als zehn Dollar täglich aus, wodurch ich zurzeit ein gutes Polster für teurere Länder oder Visagebühren habe.
Pascal Scheiwiler
Martin Ruggle hat bisher bereits 6000 Kilometer zurückgelegt. Er fährt durchschnittlich 100 Kilometer pro Tag. z.V.g.
Martin Ruggle ist mit seinem Velo auf Weltreise. Der ehemalige Helfer beim Gare de Lion hat bereits 6000 Kilometer zurückgelegt. Mittlerweile ist er im Iran und weiss ziemlich genau, wo es Wasser gibt.
Wil/Abhar Wo sind Sie zurzeit genau?
Ich befinde mich gerade (Stand 3. September) in Abhar im West-Iran.
Das letzte Mal haben Sie vom Putschversuch in der Türkei berichtet. Damals waren Sie in Istanbul. Wie ging es von dort weiter?
Ich bin am Morgen nach dem Putschversuch mit der Fähre nach Mudanya gefahren und von dort aus mit dem Fahrrad gute 700 Kilometer weiter ins Landesinnere nach Kappadokien.
Wie beurteilen Sie die Lage in der Türkei? Sind die Einwohner noch in Aufruhr?
Die Lage war eigentlich direkt nach dem Putschversuch wieder absolut sicher und praktisch nichts hat mehr an die vergangene Nacht erinnert. Ich fühlte mich so sicher, dass ich sogar gleich die folgende Nacht unter freiem Himmel direkt am Strand verbrachte. Ansonsten hat sich hauptsächlich geändert, dass der Nationalstolz nochmals ein ganzes Stück gewachsen ist. Die türkische Fahne war an allen möglichen und unmöglichen Orten zu sehen. Zudem hatte ich natürlich gleich wieder ein Gesprächsthema an den Raststätten und es war sehr interessant, die verschiedenen Meinungen zu hören.
Wie waren sie eigentlich so, die Türken?
Uff – da fallen mir so viele Eigenheiten ein, aber die grösste ist bestimmt ihre Gastfreundlichkeit. Egal wo ich hingekommen bin, überall wurde ich mit offenen Armen empfangen und zu Cay eingeladen. Oft wurde mir auch ein Garten zum Zelten angeboten oder ich wurde gleich ins Haus eingeladen. Teilweise waren sie aber auch etwas anstrengend, da der Nationalstol, wie bereits gesagt, ziemlich gross ist und man immer aufpassen muss, was man sagt.
In der Nacht des Putschversuchs waren Sie selbst ja auch in der Nähe der Gefahr. Ist dadurch Ihre Angst gewachsen, weiterhin unbekannte Länder zu besuchen?
Die Nacht war ein ziemlicher Schrecken und ich werde diese bestimmt nicht so schnell vergessen. Dennoch habe ich überhaupt keine Angst weitere unbekannte Länder zu besuchen. Mit etwas Vorbereitung ist sicheres Reisen überhaupt kein Problem und ich fände es schade, wenn man wegen einem solchen Erlebnis gleich die Reiselust verlieren würde.
Welche Ausflüge haben Sie nebst dem Fahrradfahren schon unternommen?
In Kappadokien bin ich mit einem Heissluftballon über die weltberühmten Feenkamine gesegelt und an der Schwarzmeerküste bin ich mit Reiseradlern aus Bulgarien nach Muscheln tauchen gegangen. Dazu kommen auch noch diverse Wanderungen in diversen Gegenden Europas und der Türkei. Einmal habe ich sogar Strassenmusik gemacht, um das Budget etwas aufzustocken, was schlussendlich tatsächlich geklappt hat. Aber Radfahren kann ich besser als Musik machen.
Haben Sie ein Ritual, bevor Sie morgens losfahren?
Ein spezielles Ritual habe ich nicht wirklich, aber da ich ohne Kaffee keine einzige Pedalumdrehung hinbekomme, ist wohl Kaffeekochen die einzige Konstante seit Beginn meiner Reise. Ansonsten gibt es je nach Land und Kultur immer mal wieder ein neues Ritual. Im Iran ist zum Beispiel das Erinnerungs-Selfie mit den Gastgebern mittlerweile zum Standard geworden.
Sie sind gerade im Iran angekommen, was ist kulturell der grösste Unterschied zur Schweiz?
Der grösste Unterschied zur Schweiz ist die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen – egal wo ich hinkomme, überall begrüssen mich die Leute mit «Hello Mister, welcome in my country». Zudem wollen mir alle helfen, und da ich kein Farsi lesen oder sprechen kann, nehme ich dieses Angebot teilweise gerne an. So hat mir ein Computer-Hacker bereits mein Handy gehackt, damit ich unbegrenzt Internet habe, jeden Tag werden mir mindestens drei Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Bisher verbrachte ich keine einzige Nacht in einem Hotel. Ich werde täglich zum Frühstück-, Mittag- sowie Abendessen eingeladen und dazwischen muss ich zudem noch zahlreiche weitere Angebote ablehnen, da ich schlicht nicht mehr essen oder trinken kann. Was dieses ganze Bild etwas trübt, ist, dass die Regierung im täglichen Leben enorm viel vorschreibt. Alle Frauen müssen Kopftuch tragen, es ist nicht erlaubt mit einer Frau zusammen zu sein, ohne dass man verheiratet ist, viele Websites wie z.B. Facebook sind blockiert, es dürfen zahlreiche amerikanische Marken nicht importiert werden – was das Strassenbild sehr langweilig macht – und natürlich ist auch Alkohol verboten, was das Feierabendbier verunmöglicht. Dies ist leider nur ein kleiner Auszug von den Vorschriften, dennoch kann ich den Iran als Reiseland nur empfehlen. Denn hier kann man noch wirklich seinen Horizont erweitern.
Sie sind schon lange unterwegs. Wie viele Kilometer haben Sie nun auf dem Fahrrad hinter sich gebracht?
Mittlerweile bin ich bei knapp 6000 Kilometern angekommen. 1500 Kilometer davon alleine in den letzten 14 Tagen, da ich mit einer Freundin in Teheran abgemacht hatte und mich daher etwas beeilen musste.
Hat sich Ihr Körper an die Strapazen gewöhnt?
Es ist unglaublich, woran sich der Körper alles gewöhnen kann. Ich kann mich noch gut an den ersten Tag erinnern, als mir Abends jeder Muskel schmerzte. Mittlerweile stecke ich 100 Kilometer pro Tag locker weg und ich habe überhaupt keine Schmerzen mehr. Dafür bin ich Abends ziemlich müde und benötige tagsüber immer wieder mal etwas Süsses, wobei ich damit eigentlich gut leben kann.
Wie und wo waschen Sie sich und Ihre Kleider?
Das hängt immer etwas von der Umgebung ab. In den trockenen Gegenden kann es schon mal vorkommen, dass ich drei Tage lang keine Dusche sehe. Ansonsten findet sich aber immer irgendwo einen Gartenschlauch oder eine Bewässerungsanlage, unter welche man sich stellen kann. Je nach Land findet man jeweils schnell heraus, wo es Wasser gibt. In den islamischen Ländern sind dies zum Beispiel die Moscheen. Für die Kleider habe ich eine mobile «Waschmaschine» dabei, welche eigentlich nichts anderes als ein wasserdichter Sack ist. Mit etwas Waschmittel, Wasser und dreiminütigem Schruppen hat man schlussendlich das gleiche Ergebnis wie mit der Waschmaschine zu Hause.
Wie viel Geld haben Sie bisher ausgegeben?
Ja, das liebe Geld. Ich habe bisher viel weniger ausgegeben als geplant. Das liegt daran, dass ich mir ein Tagesbudget von maximal 30 Dollar gesetzt habe, bei welchem allerdings auch alle Flüge, Visa, Versicherungen und so weiter mit einkalkuliert sind. Seitdem ich Europa verlassen habe, gebe ich aber nicht mehr als zehn Dollar täglich aus, wodurch ich zurzeit ein gutes Polster für teurere Länder oder Visagebühren habe.
Pascal Scheiwiler
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