Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
Ein intensiver Sommer liegt hinter der 16-jährigen Robyn Widmer aus Oberwangen. Den WN erzählt sie von ihrer Zeit in einem abgelegenen Dorf im Senegal, wo sie an einem Hilfsprojekt der Organisation Nouvelle Planète teilnahm. Die Reise brachte nicht nur körperliche Herausforderungen, sondern auch tiefe kulturelle Einblicke und prägende Erlebnisse mit sich.
Oberwangen «Meine Schwester hatte sich schon seit 2019 intensiv über Nouvelle Planète informiert. Als sie mich dann letztes Jahr fragte, ob ich mitkommen möchte, sagte ich spontan zu», erzählt Robyn über ihre Motivation zur Teilnahme. Die Vorbereitungen für die Reise in den rund 4000 Kilometer entfernten Senegal dauerten sechs Monate. «Wir wurden auf kulturelle Unterschiede hingewiesen, lernten die Gruppenmitglieder kennen und mussten Spenden sammeln», erzählt Robyn.
Im Senegal angekommen, wurden die sieben Jugendlichen herzlich empfangen: «Wir waren sofort Teil der Dorffamilie», erinnert sich Robyn. Das Dorf liegt rund 250 Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt. Dort half die Gruppe bei der Bemalung von Hühnerställen und unterstützte die lokale Landwirtschaft. «Die Arbeit war nicht schwer, doch die Hitze machte uns zu schaffen.» Neben der Arbeit im Dorf fand auch ein Austausch der Kulturen statt. Die Dorfbewohner organisierten einen Senegal-Abend, an dem sie den Schweizer Gästen ihre Traditionen und Bräuche näherbrachten. Im Gegenzug veranstaltete die Gruppe einen Schweiz-Abend, an dem sie Rösti kochten. «Es war ein tolles Erlebnis, sich auf diese Weise gegenseitig kennenzulernen.»
«Ich hätte nicht damit gerechnet, doch jeder im Dorf hatte ein Handy und eine junge Frau verbrachte sogar den ganzen Tag auf Tiktok», erinnert sich Robyn. Sie selbst hatte in den drei Wochen keine Internetverbindung: «Ich konnte meiner Mutter und meinem Freund nicht schreiben, das hat mir anfangs schon zu schaffen gemacht.» Auch tägliche Rituale, wie Schminken oder das Haarewaschen, wurden zur Herausforderung: «Weil unsere Haare nach ein paar Tagen so fettig waren und stanken, flochten uns die Dorfbewohner Zöpfe, damit es nicht soauffiel. Geschminkt hatte ich mich auch nicht mehr, man legt die Eitelkeit recht schnell ab.» Auch die Unterschiede zum Alltag in der Schweiz waren gross: «Pünktlichkeit ist dort kein Thema, über Mittag gibt es Siesta wie in Spanien und tagsüber wird sehr viel getanzt. Sobald jemand eine Musikbox anmachte, bildete sich rasch eine Schar Dorfbewohner, die anfingen zu tanzen und uns auch mitzogen.» Die Herzlichkeit der Dorfbewohner half, über alle Unterschiede hinwegzuschauen: «Sie haben uns wie eigene Kinder aufgenommen, waren an uns interessiert und nähten uns sogar eigene Kleider.»
Während ihrer Zeit im Senegal erlebte Robyn nicht nur kulturelle Unterschiede, sondern auch gesundheitliche Herausforderungen. «Alle sieben von uns waren mal krank und Einzelne mussten sogar ins Spital. Am Schluss konnte keiner mehr arbeiten», berichtet sie. Robyn selbst litt unter Bauchschmerzen und Dehydrierung. Trotz dieser Schwierigkeiten hat sie den Aufenthalt nicht bereut: «Das hat uns als Gruppe extrem zusammengeschweisst.» Besonders überraschend war für Robyn ein Moment im Krankenhaus: «Eine Katze spazierte ins Behandlungszimmer und jagte eine Maus», erzählt sie. Aber im Nachhinein könne sie darüber lachen.
Am Ende der drei Wochen war die Rückkehr in die Schweiz für Robyn eine Erleichterung. «Ich wollte nur noch nach Hause, Pizza essen, richtig duschen und ein WC haben, auf dem man sitzen kann», gibt sie zu. Doch die Erfahrungen und Freundschaften, die sie in dieser Zeit gesammelt hat, bleiben. «Ich habe immer noch Kontakt zu den anderen aus der Gruppe und auch zu zwei Leuten aus dem Dorf im Senegal», erzählt sie. Besonders eine 17-jährige Kollegin sei ihr sehr ans Herz gewachsen. Trotz aller Strapazen würde Robyn den Einsatz im Senegal jederzeit weiterempfehlen: «Man lernt so viel über sich selbst und die Welt», sagt sie. «Es ist keine Luxusreise, aber dafür ist man mitten im Geschehen und lernt so viel von den Menschen.» Auch in Zukunft möchte sie offen bleiben für neue Abenteuer: «Diese Lebensphilosophie, sich über Kleinigkeiten zu freuen, möchte ich beibehalten. Und sollte ich es doch einmal vergessen, gehe ich einfach nochmal zurück nach Senegal.»
jms
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