Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
Rolf Allenspach, Armin Eugster und Roman Gehrer (v.l.) vom Kathi-Stiftungsrat.
Vor zwei Wochen präsentierten die Verantwortlichen der Stadt gemeinsam mit dem Stiftungsrat St.Katharina den Vertrag, der die Zukunft der geschlechtergetrennten Schule sichert. Im Interview mit dem Stiftungsrat wird klar, dass der Vertrag eine Situation schafft, von welcher beide Parteien profitieren.
Wil Der Stiftungsrat lässt keine Zweifel aufkommen, wenn es um die erfolgreiche Zukunft der Schule im Wiler Klostergebäude St.Katharina geht. Auch wenn die Institution künftig mit einer Knabenoberstufe ausserhalb der Klostermauern ergänzt werden soll, so geben sich die Verantwortlichen sicher, dass dies dem Erfolg der Schule keinen Abbruch tun wird, sondern die Attraktivität des Kathi eher noch stärkt.
Im Zentrum des vorliegenden Vertragswerks zwischen der Stadt und dem Stiftungsrat steht die Öffnung des Bildungsangebots für Realschülerinnen und die Erweiterung der Schule mit einer Knabenoberstufe. An der gewohnten Qualität und am bewährten Modell werde sich dadurch nichts ändern, versichern die drei Vertreter des Stiftungsrats. Armin Eugster als Präsident sowie seine Stiftungsratskollegen Rolf Allenspach und Roman Gehrer bezeichnen den neuen Vertrag zwischen der Stadt und der Stiftung Schule St.Katharina als Meilenstein. «Der Wunsch nach einem Raum für eine geschlechtergetrennte Beschulung erfreut sich heute wie früher grosser Beliebtheit. Die Schülerinnen und zukünftig Schüler, fühlen sich in dieser Umgebung sichtlich wohl und können sich bestens entfalten», betonen die drei.
Besonderen Wert legt der Stiftungsrat auf die Tatsache, dass die geplante Erweiterung und Öffnung der Schule für die ganze Stadt Wil einen Gewinn darstellt. «Die Vielfalt des Bildungsangebots lässt künftig den Eltern noch mehr Wahlmöglichkeiten bei der Beschulung ihrer Kinder. Diese Bildungsvielfalt macht unsere Stadt sehr attraktiv», meinen die Stiftungsräte unisono. Darauf angesprochen, wie sich denn das Kathi über zwei Jahrhunderte seine Attraktivität bewahren konnte, ist der Stiftungsrat überzeugt, dass dies mit dem 4-Säulen-Modell zusammenhängt. «Die Kombination von Werteschule, Leistungsschule, Tagesschule und musischer Schulehat sich bis in die heutige Zeit hinein bewährt. Das Beschulungsangebot am Kathi setzt auf eine ganzheitliche Berücksichtigung pädagogischer, ethischer, sozialer und wirtschaftlicher Parameter.»
Die Vorzüge des neu ausgehandelten Vertrags liegen für den Stiftungsrat auf der Hand. «Der Vorteil ist gesamtheitlich zu sehen. Die öffentliche Oberstufe Wil wird in einem gemeinsam strukturierten Prozess mit dem Angebot einer seedukativen Sekundar- und Realschule für Mädchen und Knaben ergänzt. Beide Schulträger – die öffentlichen Schulen und die Stiftung Schule St.Katharina – sollen Oberstufenschülerinnen und -schüler in einem vergleichbaren Verhältnis, in vergleichbarer sozialer Durchmischung und in vergleichbaren Klassengrössen beschulen.» Dass die geschlechtergetrennte Beschulung einem Bedürfnis entspricht, zeigt die Tatsache, dass im aktuellen Schuljahr erneut auf das bewährte Losverfahren zurückgegriffen werden musste, da die Nachfrage nach Schulplätzen grösser war als das Angebot. Am Losverfahren wird auch künftig festgehalten, da es sich in der Vergangenheit gut bewährt hat.
Nicht allein für das Bildungsangebot bedeuten die Neuerungen am Kathi einen Gewinn. «Das Kathi bietet derzeit gut 150 Plätze an. Hätten die Kathi-Schülerinnen an die bestehenden Schulen der Stadt verteilt werden müssen, hätte dies die bestehende Kapazität massiv überfordert. In der Folge hätte zwangsläufig neuer Schulraum gebaut werden müssen», gibt Armin Eugster zu bedenken. Wie er ergänzt, war die Länge der Vertragsverhandlungen insbesondere dem Umstand geschuldet, dass die einzelnen Aspekte jeweils in den zuständigen Gremien geprüft und beraten werden mussten. Die Anzahl der insgesamt 19 Sitzungen soll nicht den Eindruck vermitteln, dass etwa mit harten Bandagen gerungen wurde. Vielmehr rührt die Intensität daher, dass zunächst mit dem Nachtrag II ein vertragsloser Zustand abgewendet werden musste. Ausserdem ist der Vertragsinhalt ausgesprochen komplex. Alle arbeiteten stets auf eine konstruktive Lösung hin.
Selbst wenn dem Vertrag von Exponenten des Wiler Stadtparlaments Widerstand erwachsen sollte, so gibt sich das Stiftungsgremium gelassen, dass der Kontrakt selbst einem möglichen Urnengang standhalten könnte. «Es gibt absolut keinen Grund, eine derart ausgewogene Lösung zum Scheitern zu bringen.»
Wenn alles in trockenen Tüchern sein wird und der Vertrag definitiv genehmigt ist, stehen sowohl für die Stadt als auch für das Kathi grosse Aufgaben an. Eine besondere Herausforderung wird sicherlich der Aufbau der neuen Knabenoberstufe sein. Dafür werden sich der Stiftungsrat und die Schulleitung nicht alleine auf das bestehende Knowhow stützen. «Wir werden das Rad nicht neu erfinden. Es gibt bestehendes Expertenwissen, auf das wir zurückgreifen können. Insbesondere das Modell der St.Galler Flade kann uns dazu ein Vorbild sein», betont Armin Eugster. Seine beiden Kollegen stimmen ihm zu und geben Einblick in ihre eigene Schulvergangenheit, welche sie zumindest teilweise in geschlechtergetrennten Schulen verbrachten. «Ich war in einem Knabeninternat. Es war eine ungezwungene Zeit. Als «Buäbä» konnten wir uns bestens entfalten», erzählt Rolf Allenspach. Wo genau sich die Schüler in Wil im neuen Knaben-Kathi künftig entfalten können, wird die Zukunft zeigen.
Von Wiesy Imhof
Die Schule St.Katharina ist im Jahr 1808 auf Initiative der damaligen Kloster-Priorin Augustina Stiefenhofer hin entstanden. Als das Kloster zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgehoben werden sollte, wagte die Klostervorsteherin die Gründung einer Mädchenschule. 1845 erfolgte im Kloster am Rande der Wiler Altstadt die Eröffnung einer Mädchensekundarschule. Die Schule erfreut sich bis heute einer ungebrochenen Popularität. Unterrichtet wird nach dem Volksschullehrplan des Kantons St.Gallen. Aktuell verfügt die Schule über eine Kapazität von rund 150 Plätzen. Hinter der Schule steht die privatrechtliche Stiftung Schule St.Katharina.
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