Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
Am 24. August eröffnet die Ausstellung «Wil im Blick» im Wiler Stadtmuseum. Der Archivar der Ortsgemeinde Wil erzählt, was Besucherinnen und Besucher entdecken können.
Wil «Weisch no?», Werner Warth steht vor einer der Stelltafeln im Wiler Stadtmuseum und tippt auf die Abbildung einer schwarz-weissen Postkarte (siehe Bild). Auf der Karte sind gedeckte Tische eines Restaurants zu erkennen, die jeweils in Nischen von Polsterbänken umrahmt werden. «Diese Sitzpolster waren mal violett», weiss der Archivar der Ortsgemeinde Wil. Und fügt an: «Im ‹Derby› hatte ich mein Konfirmationsessen. Daran erinnere ich mich noch genau.» Bei der Führung durch die neue Ausstellung im Stadtmuseum Wil kann der Wiler zu manchem Ausstellungsstück eine kleine Anekdote erzählen. Und das sind einige, denn die neue Ausstellung umfasst über 1000 alte Postkarten aus Wil.
Im letzten halben Jahr haben Werner Warth und der ehemalige Lehrer Guido Bünzli die Ausstellung «Wil im Blick» erstellt. Dafür haben sie die über 1550 alte Postkarten des Stadtarchivs gesichtet, geordnet und für die Museumsbesucher aufbereitet. «Am meisten Aufwand verursachte die digitale Aufbereitung und die Gestaltung einer interaktiv nutzbaren Oberfläche», erzählt Warth und deutet auf einen der Touchbildschirme im Raum. Diese sei allerdings die effektivste Lösung, um die Fülle an Ausstellungsmaterial allen Besucherinnen und Besuchern zugänglich zu machen.
«Wil im Blick» zeigt die Geschichte der Postkarten in Wil von Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute: deren Motive, Herstellungsverfahren und Bedeutung. Faszinierend findet Werner Warth unter anderem die Art und Weise, wie Fotos bearbeitet wurden. «Zu Bildbearbeitungsprogrammen war es noch eine Weile hin. Da gab es andere Techniken», erklärt der Wiler und bleibt vor der nächsten Stellwand stehen. «Wer genau hinschaut, kann auf der einen oder anderen Postkarte Objekte mit sehr scharfen Rändern erkennen», sagt er und fährt mit dem Finger dem Rand eines Zeppelins nach. Diese Objekte seien nachträglich ins Bild gearbeitet worden. «Man hat das gewünschte Objekt aus einem anderen Foto oder einer Zeitung ausgeschnitten, aufs eigene Foto gelegt und davon dann wiederum ein Foto gemacht», weiss Warth. Dieses Prinzip hat der Archivar angewandt, um für die Ausstellung eine eigene Postkarte zu erstellen. «Dabei habe ich allerdings etwas geschummelt und die Motive mithilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes ausgeschnitten und wieder eingefügt», gibt er zu.
Nebst den historischen Aspekten mag der Wiler vor allem die Nostalgie, die ihn beim Anschauen der Postkarten überkommt. «Mit Bezug zur Stadt Wil fühlt es sich an wie eine Reise in die Vergangenheit», sagt Werner Warth. Und fügt an: «Ein guter Anlass, um in Erinnerungen zu schwelgen.»
Linda Bachmann
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