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Für Cristina Roduner ist ChatGPT ein täglicher Begleiter geworden. jms
Cristina Roduner ist erfahrene Marketing- und Social-Media-Expertin. Nächsten Mittwoch bringt sie ihr Know-how über künstliche Intelligenz (KI) in den Lernlofttreff nach Aadorf.
Aadorf Die künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und durchdringt immer mehr Bereiche unseres Lebens – von durch KI vereinfachter Schichtplanung im Spital über von ChatGPT verfasste E-Mails bis hin zu KI-generierten Fotos mit meist komisch aussehenden Händen. Während die Technik unaufhaltsam voranschreitet, schwanken viele Menschen zwischen Begeisterung und Besorgnis. Cristina Roduner, Marketing- und Social-Media-Expertin aus Aadorf, setzt sich intensiv mit dem Thema auseinander und freut sich immer wieder, ihr Wissen zu teilen. So doziert sie schon seit Längerem an verschiedenen Bildungsinstituten, wie dem MAZ in Luzern oder dem BZW in Weinfelden. Der Lernlofttreff wurde von Eschlikon Gemeinderätin Isabelle Denzler ins Leben gerufen, weil bei vielen bereits die Grundkompetenzen im Umgang mit digitalen Medien fehlen – und zwar nicht nur bei Seniorinnen und Senioren, wie Roduner betont. Da die Plätze im Lernlofttreff in Aadorf nächste Woche auf acht Teilnehmer beschränkt sind, hat Roduner einige wichtige Aspekte zum Thema bereits vorab mit den WN geteilt. Im Gespräch räumte sie mit Ängsten auf, ohne die Herausforderungen im Umgang mit KI zu verschweigen.
Als «Digital Immigrant» gehört Roduner selbst nicht zur Generation der Digital Natives, doch fühlt sie sich in der digitalen Welt wie ein Fisch im Wasser. Ihre Faszination für KI begann schon früh: «Seit der ersten Stunde begeistere ich mich für das Internet.» Heute ist KI wie ChatGPT ein unverzichtbares Werkzeug in ihrem Alltag, sei es in der Kommunikation oder bei der Textgestaltung. «KI kann mich nicht ersetzen, denn sie versteht die Tonalität von Texten nicht. Aber für kleine Aufgaben, wie das Beantworten von E-Mails, ist sie ein tolles Tool, das nie müde wird, keinen Urlaub benötigt und mir hilft, meine Zeit stattdessen für kreative und anspruchsvolle Tätigkeiten einzusetzen», erzählt Roduner. Nicht nur in ihrem eigenen Alltag zeige sich KI von ihrer nützlichen Seite: «KI kann Prozesse beschleunigen, den Fachkräftemangel abschwächen und monotone Aufgaben übernehmen. Auch ist sie in der Mustererkennung deutlich besser als wir – so kann zum Beispiel in der Medizin eine KI viel besser anhand eines Muttermals feststellen, ob dieses frühe Anzeichen von Krebs aufweist.» Doch sie stosse auch regelmässig an Grenzen: «Die KI spiegelt oft unsere Vorurteile wider», warnt Roduner. So hatte beispielsweise ein KI-gestütztes Bewerbungssystem von Amazon Frauen systematisch benachteiligt. Deswegen sieht Roduner KI als sinnvolles Werkzeug, das Menschen unterstützt, sie aber nicht ersetzt.
«Viele Menschen, insbesondere ältere, haben ein Bild von KI, das von Filmen wie Terminator geprägt ist», so Roduner. Das führe dazu, dass KI oft mehr Bewusstsein und Fähigkeiten zugeschrieben wird, als sie tatsächlich hat. «KI ist keine intelligente Entität, sondern ein System, das auf Mustererkennung basiert. Sie hat kein eigenes Denken – sie funktioniert nur mit den Daten, die wir ihr geben», erklärt die Kommunikationsexpertin. Ein weiteres Problem, dessen sich viele vielleicht gar nicht so stark bewusst sind: Wie unterscheidet man echte Informationen von KI-generierten Inhalten? «KI wie ChatGPT kann nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden. Sie ist nicht auf Richtigkeit, sondern auf gute Resultate getrimmt – es kommt also durchaus vor, dass sie halluziniert», warnt sie.
«Die Schnelligkeit, mit der KI falsche oder manipulative Inhalte verbreiten kann – von sexistischen Deepfakes bis hin zu halluzinierten Fakten–, zeigt, wie wichtig Kompetenzen sind, um die Ergebnisse von KI kritisch zu hinterfragen», betont Roduner und ergänzt: «Das gilt nicht nur für Senioren oder Menschen ohne technische Vorkenntnisse, sondern auch für Fachkräfte. Viele wissen nicht, wie sie die Ergebnisse von KI überprüfen oder wie sie mit sensiblen Daten um-gehen sollen.» Gerade der Datenschutz sei ein Aspekt, der oft vernachlässigt werde. Viele Unternehmen seien sich nicht bewusst, dass sensible Daten, die in KI-Systeme eingespeist werden, zur Weiterentwicklung der Systeme genutzt werden könnten. «Mit dem neuen Schweizer Datenschutzgesetz rate ich Firmen dringend, ihre Mitarbeitenden im KI-Umgang zu schulen und verbindliche Richtlinien für den KI-Einsatz zu erstellen», betont sie. Roduner selbst habe allein dieses Jahr über 1000 Personen geschult. «Die Freude und Aha-Erlebnisse der Teilnehmenden zeigen mir, wie wichtig es ist, dieses Wissen zu teilen», so die Aadorferin.
Am nächsten Mittwoch bietet Cristina Roduner im Lernlofttreff in Aadorf einen kostenlosen Workshop zum Thema KI an. Der Kurs richtet sich vor allem an Menschen, die bisher wenig Berührungspunkte mit KI hatten und einen einfachen Einstieg suchen. Besonders ältere Menschen sind eingeladen, ohne Berührungsängste teilzunehmen. «Wir helfen von A bis Z, in kleinen Gruppen von maximal acht Personen. Niemand muss Angst haben, dass er sich blöd vorkommt», verspricht sie. «KI ist nicht mehr wegzudenken», sagt Roduner. «Wer heute die Grundlagen versteht, ist morgen besser auf die digitale Zukunft vorbereitet.»
jms
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