Melvin Hasler
weiss, wie man Zivilcourage erlernen und umsetzen kann.
Nicht weit vom Kloster Magdenau entfernt befinden sich seit März drei Pyramiden mit Holz am Waldrand. Eine ist verpackt in ein Netz, eine sieht ganz herkömmlich aus und eine andere ist mit einer weissen Schicht ummantelt.
Magdenau Die WN hat sich auf Spurensuche begeben und herausgefunden, dass es sich bei den Holzpyramiden, sogenannten Poltern, bei Magdenau um ein Pilotprojekt zum alternativen Holzschutz handelt. Tino Waldburger ist Projektforstingenieur der Waldregion 1 und verantwortlich für das Vorhaben am Magdenauer Waldrand. Wie das Projekt genau funktioniert, hat er den WN in einem Gespräch verraten.
Tino Waldburger, wann ist das Pilotprojekt gestartet?
Man hat im Winter 2023/24 das Holz gefällt und es hierhertransportiert, um es zu lagern.
Ist eine Lagerung im Waldüblich?
Für den Wald und das Holz wäre es besser, wenn keine Zwischenlagerung erfolgen würde. Da das Holz jedoch im Winter geschlagen wird und man es den ganzen Sommer hindurch sägt, reicht oft der Lagerplatz der Sägereien nicht aus. So kommen dann die Zwischenlager, so wie dieses am Waldrand, zum Einsatz.
Aus welchem Grund haben Sie das Holzschutzprojekt gestartet?
Zum einen können sich Borkenkäfer im gelagerten Holz einnisten, die dann später den bestehenden Wald befallen. Der schwerwiegendere Grund jedoch ist ein Käferbefall durch Nutzholzborkenkäfer. Sie bohren Löcher ins Holz, um ihre Eier abzulegen. Die Bohrlöcher werden anschliessend von einem Pilz besiedelt, der diese schwarz verfärbt. Nach dem Sägen sind schwarze Punkte sichtbar, wodurch das Nutzholz nicht mehr makellos ist. Statische Auswirkungen haben diese Verfärbungen zwar keine, aber optische Makel führen zu einer Wertminderung bei der Weiterverarbeitung.
Gibt es eine Möglichkeit, das Vorkommen und die Art der Käfer in der Umgebung des Lagerplatzes festzustellen?
Hierfür haben wir zwei Fallen aufgebaut. Sie dienen dem Monitoring und sind für das Bekämpfen der Käfer bestimmt. Zwei verschiedene Arten von Käfern sind für das Projekt relevant. Für den Waldschutz ist es der Buchdrucker, eine Art der Borkenkäfer, und für die Holzindustrie der Gestreifte Nutzholzborkenkäfer, der für die Verfärbungen und Löcher im Holz verantwortlich ist.
Wie wird das Holz herkömmlich von Käferbefall geschützt?
Grundsätzlich ist der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln im Wald verboten und so wird für jede Verwendung eine Ausnahmebewilligung benötigt. Man möchte längerfristig von diesen chemischen Mitteln wegkommen, weshalb im Pilotprojekt zwei alternative Methoden getestet werden. Dort, wo es nötig ist, kommen bis jetzt chemische Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Es werden nur 0,02 Prozent, der in der Schweiz verwendeten Pflanzenschutzmittel in der Forst- und Landwirtschaft im Wald verwendet.
Gibt es Nachteile bei derherkömmlichen Schutzmethode?
In erster Linie ist es der Umweltaspekt. Für Säugetiere sind die chemischen Mittel wenig giftig. Es kann jedoch die Wasserorganismen negativ beeinflussen. Deshalb muss ein genügend grosser Abstand zu Gewässern eingehalten werden. Die Pflanzenschutzmittel haben sowohl auf die Käfer, die man vom Holz fernhalten möchte, wie auch auf andere Insekten eine negative Auswirkung.
Um welche alternativen Methoden handelt es sich beim Projekt?
Wir testen die Schutzmethode mit Kalk und einem Netz an je einem Polter. Der dritte Polter ist zu Referenzzwecken ungeschützt. Für den Pilotversuch haben wir eine Bewilligung des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen erhalten. Ausserdem wird er von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) begleitet.
Können Sie erklären, wie der Schutz mit Netzen funktioniert?
Die Maschengrösse der Netze ist so klein, dass kein Käfer hindurchpasst. Das Netz stammt ursprünglich aus dem Obstanbau, bei dem es gegen Kirschessigfliegen eingesetzt wird. Die Methode ist etwas aufwendiger, da es mindestens zwei Personen braucht, um es zu montieren und auch wieder zu entfernen. Es gibt Untersuchungen der HAFL, die zum Schluss kamen, dass der Schutz mit dem Netz doppelt so teuer ist wie der herkömmliche Schutz.
Und die Kalkvariante?
Die Methode mit Kalk hat schon eine lange Tradition. Ich habe Aufzeichnungen aus dem Jahr 1980 entdeckt, die bezeugen, dass man bereits mit Kalk zum Schutz des Holzes experimentierte. In den letzten Jahren kam man wieder vermehrt auf den Schutz mit Kalk zurück, da es ein natürliches Produkt ist. Bisher ist Kalk aber nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen.
Was ist der genaue Effekt beim Schutz mit Kalk?
Hierzu wird gerade eine Arbeit an der HAFL geführt, in der der genaue Effekt untersucht wird. Eine Theorie ist, dass durch Kalk der Geschmack des Holzes überdeckt wird und die Käfer es so nicht befallen. Eine andere bezieht sich auf den pH-Wert des Holzes. Der Kalk erhöht diesen und man nimmt an, dass sich die Käfer dann nicht mehr wohlfühlen. Durch den Kalkmantel könnte das Holz aber auch schneller austrocknen und so wäre es weniger attraktiv für die Käfer. Die letzte Theorie, die untersucht wird, befasst sich damit, dass es den Käfern einfach nicht schmeckt, sich durch Kalk zu knabbern.
Wer finanziert das Projekt?
Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Waldregion 1, des Kantons Appenzell Ausserrhoden und des Kantons Appenzell Innerrhoden. Auch der Forstbetrieb und die Sägerei Magdenau sind daran beteiligt. Der Forstbetrieb stellt das Holz zur Verfügung und hat den Lagerplatz eingerichtet. Die Sägerei wird das Rundholz einschneiden und einen Mehraufwand für die Auswertung leisten.
Bis wann dauert das Projekt?
Unser Ziel ist, das Holz bis nach den Sommerferien, vielleicht sogar bis September, liegen zu lassen und im Herbst die Auswertungen zu starten.
Von Dominique Thomi
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