Philipp Gattermann
kombiniert Schreinerei mit seiner Leidenschaft für den Naturschutz.
Aller guten Dinge sind drei. Ein Sprichwort, das auch auf Roman Habrik zutreffen dürfte. Der Kirchberger amtet bald acht Jahre als Gemeindepräsident und möchte dies auch weitere vier Jahre mit Leidenschaft machen.
Kirchberg Roman Habrik, wie zufrieden sind Sie mit der letzten Legislatur?
Ich bin sehr zufrieden. Es gab anfangs fünf Wechsel im Gemeinderat. Glücklicherweise haben wir uns schnell gefunden und sind zu einer Einheit zusammengewachsen. Wir konnten konstruktiv zusammenarbeiten und so auch grosse Projekte anpacken.
Auf welche bisher erreichten Ziele als Gemeindepräsident sind Sie besonders stolz?
Besonders stolz bin ich auf die Schulraumplanung. Seit Amtsantritt durfte ich schon fünf Schulhauseröffnungen feiern. In den nächsten zwölf Monaten haben wir genügend Zeit für die weitere Planung, welche uns etwa 50 bis 60 Millionen kosten wird. Wir wollen das Projekt gemeinsam mit der Bevölkerung in Angriff nehmen. Auch bin ich stolz auf den raschen energetischen Wandel. Wir konnten in kurzer Zeit ein Fernwärmenetz auf die Beine stellen, haben ein Energieförderprogramm und beginnen mit der Ausrüstung von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden.
Gibt es Ziele, die Sie nicht erreicht haben?
Die Raumplanung hätte schneller gehen können. Da haben wir durch den Wechsel des Raumplanungsbüros Zeit verloren. Klar, wir haben bis 2027 Zeit, die Ziele umzusetzen. Persönlich hätte ich es aber schöner gefunden, wenn wir da schneller gewesen wären. Bei den Ortsbildschutzgebieten brauchte es auch eine längere Findungsphase. Heute bin ich aber zuversichtlich, dass wir nun auf dem richtigen Weg sind und am Schluss die Mehrheit zufrieden sein wird. Wir arbeiten ebenfalls noch daran, dass die Sozialkostenverteilung im Kanton fairer wird. Prozentual zur Bevölkerung nahm Kirchberg am meisten Flüchtlinge auf. Entsprechend haben wir höhere Sozialkosten.
Was sagt Ihre Familie dazu, dass Sie eine weitere Legislatur als GemeindepräsidentWas sagt Ihre Familie dazu, dass Sie eine weitere Legislatur als anhängen wollen?
Meine erneute Kandidatur habe ich vorgängig mit meiner Familie abgesprochen. Denn es braucht viel Unterstützung und Verständnis, da sehr viele Abend- und Wochenendtermine anstehen.
Rechnen Sie mit einer Gegenkandidatur?
Alle vier Parteien haben nominiert, doch bis jetzt ist keine Kandidatur bekannt. Am 5. Juli um 16 Uhr ist es dann definitiv.
Hatten Sie auch mit dem Gedanken gespielt, das Amt niederzulegen?
Nein. Das ist eine sehr faszinierende Arbeit, die alle Lebensbereiche abdeckt. Das gefällt mir gut und ich möchte das gerne noch weiter erleben und mitgestalten.
Welche Projekte möchten Sie in der neuen Legislatur anpacken?
Wir möchten Klarheit haben, wie wir die Schulinfrastruktur weiterentwickeln sollen, und die Raumplanung, Baureglement und Zonenplan, soll abgeschlossen werden. Auch die Erweiterung des Alterszentrums Sonnengrund und ein erstes Bachprojekt möchten wir umsetzen.
Wie steht die Gemeinde Kirchberg zum Thema Windkraft?
Wir haben eines dieser Gebiete, das der Kanton eventuell nach den Sommerferien festlegen wird. Sollte es so weit kommen, werden wir alle Fakten zum Thema zusammentragen und dann mit der Bevölkerung darüber diskutieren.
Als diplomierter Umweltingenieur ETH, wie stehen Sie persönlich dazu?
Wir sind eine Kollegialitätsbehörde und werden die Meinung im Gemeinderat festlegen und diese nach aussen vertreten.
In der Gemeinde formiert sich unter anderem durch den Verein Pro Lebensraum Kirchberg aktiver Widerstand gegen eine mögliche Sondernutzungszone für Windkraftanlagen. Wie gehen Sie damit um?
Das ist das Schöne an der Schweiz, wir leben hier in einer Demokratie. Jeder darf denken, was er möchte. Wir hatten kürzlich eine nationale Abstimmung zu diesem Thema. Die Stimmbevölkerung hat somit weitere Weichen gestellt. Der Kanton hat vom Bund den Auftrag, solche Gebiete zu suchen und festzulegen. Man kann sich dagegen formieren und es entsteht eine Diskussion, aus der ein Entscheid resultiert. Es zählen dann meistens Mehrheitsentscheide.
Das Thema rund um die Windkraft befindet sich noch auf kantonaler Ebene. Wird in Kirchberg ein solches Gebiet festgelegt und falls sich herausstellt, dass ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist, würde sich der Gemeinderat dafür einsetzen, dass keine Anlage entsteht, bei welcher ein Grossteil des Gewinns an einen Grosskonzern fliesst, sondern ein sogenannter Bürgerwindpark entstehen würde. Ein Bürgerwindpark bedeutet, dass sich die Bevölkerung daran beteiligen könnte und möglichst viel Gewinn in der Gemeinde bleibt.
Kirchberg besteht aus vielen Dörfern, Weilern und Höfen. Welche Herausforderungen ergeben sich dadurch für die Gemeinde?
In unserer Vision «Kirchberg 2035» ist das Zusammenwachsen der einzelnen Dörfer zu einer Gemeinde einer der Punkte. Es besteht die Gefahr, dass jedes Dorf für sich schaut. Ich sehe mit dem gemeinsamen Oberstufenschulhaus eine gute Lösung, die diese Vision unterstützt. Nun sind wir gespannt, wie die Einwohnerinnen und Einwohner dazu stehen.
Ihre Kinder sind zwischen elf und 14 Jahre alt, eine Phase, in der wichtige Weichen für den weiteren Lebensweg gestellt werden. Welchen besonderen Rat geben Sie ihnen mit auf den Weg?
Das Gleiche, das ich mir in meinem Amt vornehme: Alles, was man anpackt, sollte man mit Leidenschaft machen.
Als Mittfünfziger könnten Sie noch gut zwei oder gar drei Amtsperioden anhängen. Könnten Sie sich vorstellen, bis zu Ihrer Pension das Amt auszuüben?
Die Wahlen bestimmten jeweils über die nächsten vier Jahre. Danach muss man wieder ein Fazit ziehen und schauen, was man erreicht hat und wie zufrieden die Bevölkerung ist. Es soll nie ein Müssen sein. Die Leidenschaft und das Feuer für das Amt müssen brennen.
Von Dominique Thomi
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