Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
Das nächtliche «Ding-Dong» der Kirchenglocken in Oberuzwil schlug hohe Wellen in der Region. Die Oberuzwilerin Marion Stäheli war mit dem Wunsch nach einer ruhigen Nacht nicht allein. Ab Sommer 2025 können sie und alle anderen nun ruhig schlafen.
Oberuzwil Das Thema des nächtlichen Glöckenschlags der Kirche St.Gallus in Oberuzwil verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Region. Den Stein ins Rollen brachten Marion Stäheli und ihr Nachbar Martin Künzler. Die Oberuzwilerin stellte auf Facebook die simple Frage «Was haltet ihr vom viertelstündlichen Kirchenglockenschlag in der Nacht und dem morgendlichen Geläut um 6 Uhr?» und entfachte damit eine heisse Diskussion. Das Anliegen der beiden Oberuzwiler wurde auch in den WN thematisiert («Schlaflos in Oberuzwil» vom 11. Juli) und dann von weiteren Medien wie der «Wiler Zeitung» und dem TVO aufgegriffen. Auch gingen bei dieser Zeitung viele Leserbriefe zum Thema ein. Doch nochmals von vorne.
«Für mich war es nie etwas gegen die Kirche oder die Religion», betont Stäheli. Sie habe sich das Verstummen der Kirchenglocken in der Nacht gewünscht: «Ab 22 bis 7 Uhr will ich in Ruhe schlafen können.» Mit diesem Wunsch war Stäheli nicht allein, so wurde die Oberuzwilerin von ihrem Nachbarn Martin Künzler und weiteren Personen aus dem Quartier unterstützt. «Nach den Berichterstattungen erhielt ich viel positives Feedback, persönliche Gespräche, Anrufe und einiges an Post, sogar ein Brief aus Gams war dabei», erinnert sich die 52-Jährige zurück. Doch Stäheli erhielt auch negative Rückmeldungen: «Ich erhielt beleidigende Reaktionen auf den Artikel und musste erst lernen, mich abzugrenzen.» Besonders schwierig seien persönliche Begegnungen gewesen, erzählt sie. «Bis die ersten Worte gewechselt waren, und klar wurde, auf welcher Seite die andere Person stand, war es nicht immer einfach», berichtet die Oberuzwilerin. So erging es nicht nur Marion Stäheli, sondern auch Erwin Wild, dem Präsidenten der Katholischen Kirche Bichwil-Oberuzwil. «Die Pro- und Kontraseite des nächtlichen Glockenschlages halten sich anzahlmässig in etwa die Waage», berichtet Wild auf Anfrage der Redaktion.
«Nachdem TVO bei mir war, hielt ich in einem schriftlichen Antrag an die Kirchenverwaltung meine Wünsche konkret fest», erinnert sich Stäheli. Hier kam der erste Kontakt zwischen der Oberuzwilerin und dem Kirchenpräsidenten zustande. «Gestützt auf den Antrag beschäftigte sich der Kirchenverwaltungsrat intensiv mit der Fragestellung aus dem Facebook-Post», so Wild. Der Kirchenverwaltungsrat anerkenne, dass wegen des offenen Kirchturms und der besonderen Lage der Kirche die Lautstärke überdurchschnittlich stark wahrgenommen werde und der Schlaf darunter leiden könne. Zudem würden die gesellschaftlichen Veränderungen auch nicht vor der Kirche haltmachen, weshalb in vielen umliegenden Kirchgemeinden der Nachtglockenschlag bereits ausgesetzt worden sei, ergänzt Wild. «Der Kirchenverwaltungsrat hat deshalb beschlossen, sich kompromissbereit zu zeigen und den Glockenschlag bei der katholischen Gallus-Kirche in Oberuzwil ab 22 bis 6 Uhr auszusetzen», teilt der Kirchenpräsident mit. Damit gleiche sich die Regelung derjenigen in Niederuzwil an. «In der Folge nimmt der Rat die Installation der dafür notwendigen Schlagsperren ins Budget 2025 auf», so Wild.
«Ich bin sehr glücklich mit diesem Bescheid», freut sich Stäheli. Für die 52-Jährige sei es völlig okay, dass das morgendliche Geläut um 6 Uhr erhalten bleibe. «Hauptsache, ich kann nachts durchschlafen. Da stört es mich dann auch nicht, wenn ich um 6 Uhr geweckt werde», fügt Stäheli hinzu. «Der Verwaltungsrat ist überzeugt, damit den richtigen Schritt zwischen der Bewahrung der Tradition und dem Bedürfnis nach mehr Ruhe in der Nacht getan zu haben», sagt auch der Kirchenpräsident. «Die Kommunikation mit der katholischen Kirche und allen voran mit Erwin Wild war zu jeder Zeit sehr angenehm und ruhig», betont Stäheli. Sie habe den vernünftigen Austausch sehr geschätzt, ergänzt die Oberuzwilerin.
Von Dominique Thomi
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