Philipp Gattermann
kombiniert Schreinerei mit seiner Leidenschaft für den Naturschutz.
Martin Gämperle steht vor seiner Garage, hier donnern täglich Hunderte Autos vorbei. Vom Schreiben des Kantons ist er enttäuscht. le
Die Letzistrasse zwischen Lütisburg und Ganterschwil ist seit mehreren Monaten gesperrt. Der gesamte Verkehr aus dem Toggenburg nach Wil und zur Autobahn muss über eine einzige Strasse. Die Auswirkungen spürt nun auch Martin Gämperle in Lichtensteig.
Lütisburg/Lichtensteig «Durch die Sperrung der Letzistrasse merke ich vor meiner Garage auf der Wasserfluh eine deutliche Verkehrszunahme», moniert Martin Gämperle. Die Pendler aus dem Toggenburg in Richtung Gossau, Herisau und St.Gallen fahren laut dem Garagisten vermehrt über den Wasserfluhpass. Nun plant der Kanton St.Gallen, von August 2025 bis Herbst 2026 die Wasserfluhstrasse zu sanieren. Die Kantonsstrasse wird auf 1,3 Kilometern saniert und die Fahrbahn verbreitert. Das kantonale Tiefbauamt führt den Verkehr mit Lichtsignalen an den Baustellen vorbei. «Damit wird eine zweite wichtige Verbindung ins Toggenburg lahmgelegt. Immerhin fahren fast 3000 Fahrzeuge pro Tag über die Wasserfluh», erklärt Martin Gämperle. Nach der Mühlaubrücke, der Letzistrasse und der Letzibrücke gibt es ab dem August auch auf der Wasserfluh Behinderungen für den Verkehr. «Das Toggenburg ist bald ganz vom Strassennetz abgeschnitten», betont Martin Gämperle mit einem grossen Ausrufezeichen.
Seine Bedenken über das drohende Verkehrschaos äusserte der Wattwiler Garagist auch gegenüber dem Kanton St.Gallen. Das Schreiben liegt dieser Zeitung vor. «Als Inhaber und Geschäftsinhaber der Wasserfluhgarage AG mit Sitz auf der Wasserfluh wende ich mich mit einem dringenden Anliegen an Sie, das die aktuelle Verkehrslage im Toggenburg und die bevorstehende Sanierung der Wasserfluhstrasse betrifft», beginnt Gämperle seinen Brief. Danach geht der Garagist ausführlich auf die Verkehrsprobleme in Lütisburg ein. «Dieses unhaltbare Problem muss dringend von den Behörden angepackt werden – auch mit Geldern des Kantons St.Gallen zugunsten der Gemeinde Lütisburg», schreibt Gämperle und ergänzt in klaren Worten: «Es ist bekannt, dass auch die Sanierung der Wasserfluhstrasse geplant ist. Ich fordere Sie daher nachdrücklich auf, mit den Bauarbeiten an dieser wichtigen Verbindungsstrasse erst zu beginnen, wenn die Letzistrasse vollständig repariert und wieder freigegeben ist.» Andernfalls würde sich laut Gämperle die ohnehin schon katastrophale Verkehrslage im Toggenburg weiter verschärfen und zu noch grösseren Problemen führen. Vom Kanton wollte der Inhaber der Wasserfluhgarage AG darum wissen, von wann bis wann die Sanierung der Wasserfluhstrasse vorgesehen ist, und ob die Sanierung der Wasserfluhstrasse so lange zurückgestellt wird, bis die Letzistrasse repariert ist und sich die Verkehrsbelastung auf der Kantonsstrasse bei Lütisburg wieder entspannt hat. Von der Antwort des Kantons ist Gämperle enttäuscht.
Gut einen Monat nach der Anfrage hat der Kanton Gämperle geantwortet. Etwa, dass mit einer Bauzeit von 18 Monaten ab dem August gerechnet werde. Der von Gämperle geäusserten Verkehrszunahme auf der Wasserfluh widerspricht der Kanton. «Die festgestellte Verkehrszunahme auf der Wasserfluh seit der Sperrung der Letzistrasse fällt geringer aus, dies belegen die aktuellen Verkehrszahlen», schreibt der Kanton und bestätigt gleichzeitig, dass man am vorgesehenen Baustart festhalten werde. Die Bauausführung selbst erfolgt in Etappen. Um die Bauzeit kurz zu halten, werden jeweils zwei Etappen gleichzeitig realisiert, schreibt der Kanton. Der Verkehr werde dafür im Gegenverkehr mit einer Lichtsignalanlage am Baufeld vorbeigeführt. Der Kanton bestätigt aber auch, dass es zu Wartezeiten an den Lichtsignalanlagen kommen wird. Diese, so heisst es im Schreiben, entsprechen jedoch den gängigen Verhältnissen an Baustellen. Für Martin Gämperle sind die Antworten des Kantons zu vage. Der Garagist findet dazu klare Worte: «Alles wird auf uns Pendlern ausgetragen und der Kanton sitzt dabei auf dem hohen Ross ...»
Einig ist sich Martin Gämperle mit dem Kanton über den Zustand der Strasse über die Wasserfluh. «Diese muss dringend saniert werden», moniert der Garagist, ergänzt aber im gleichen Satz: «Aber doch nicht zum jetzigen Zeitpunkt.» Gämperle, der sich auch für die SVP engagiert, drängt darauf, dass in Lütisburg schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden müsse, damit die Letzistrasse wieder geöffnet werde. «Als es auf der A3 im Tessin einen Hangrutsch gab, war die Situation auch nach wenigen Tagen bereinigt. Warum geht das in Lütisburg nicht?» Gämperle verweist auf die noch laufende Petition der SVP, welche ein rasches Handeln fordert. «Die Bevölkerung muss dem Kanton weiter Druck machen, damit da endlich etwas passiert. Danach kann auch die Wasserfluh saniert werden.»
Lui Eigenmann
Lade Fotos..