Milena Müggler
sammelt Spenden für die Verlegung ihres Bilderbuchs über Autismus.
Am Samstag, 1. März, findet der grosse Fasnachtsumzug der Sirnacher Fasnacht (Si-Fa) statt. Bevor es losgehen kann, müssen jedoch alle Umzugswagenfahrer ins Röhrchen blasen.
Sirnach In 21 Tagen startet die Sirnacher Fasnacht (Si-Fa) unter dem Motto «Steinzeit». Während sich bei Kostümen, Umzugswagen und Dekoration alles an den Jahrmillionen zurückliegenden Ursprüngen der Menschheit orientiert, wird bei den Organisatoren auch ein sehr aktuelles Thema diskutiert: Fahren unter dem Einfluss von Alkohol. «Wir haben uns dazu entschieden, bei den Fahrern unserer Umzugswagen Alkoholkontrollen durchzuführen», teilt Si-Fa-Präsidentin Joy Kayser mit. Zu dieser Entscheidung geführt habe unter anderem ein Fall im Appenzell aus dem vergangenen Jahr (siehe Infobox). Was man sich durch diese Massnahme erhofft und wie diese von den Betroffenen angenommen wird, hat Kayser den WN im Interview verraten.
Gab es Druck vonseiten der Polizei oder der Gemeinde, den Alkoholkonsum bei den Fahrern zu überprüfen?
Nein, der Vorstand der Si-Fa hat sich eigenständig dazu entschieden. Uns liegt die Sicherheit von allen Teilnehmern und Zuschauern sehr am Herzen. Nach dem Vorfall im Appenzellerland im vergangenen Jahr haben wir beschlossen, die Thematik aktiv anzugehen. Dabei haben wir uns gefragt, wie sich Alkoholkonsum bei den Fahrern der Umzugswagen vermeiden lässt und welche Haftung die Organisation beziehungsweise der Verein in einem solchen Fall hätte. Unsere Abklärungen haben gezeigt: Die Umzugsstrecke ist eine abgesperrte Strecke der Si-Fa, und somit kann die Si-Fa selbst darüber entscheiden, wer diese während des Veranstaltungszeitraums befahren darf. Die Si-Fa ist somit auch mit haftbar. In welchem genauen Ausmass konnte uns jedoch niemand abschliessend sagen.
Gab es in der Vergangenheit Vorfälle bei der Si-Fa, die die Notwendigkeit solcher Massnahmen begründen?
Im letzten Jahr hatten wir bei zwei Umzugsgruppen das Gefühl, dass das gesetzliche Alkohollimit von 0,5 Promille massiv überschritten wurde. So haben wir uns im Organisationskomitee auch gefragt: Was würde es in den Medien heissen, wenn während des Umzugs in Sirnach oder auf dem Nachhauseweg ein Unfall passieren würde? Hier ist es der Si-Fa ein riesiges Anliegen, proaktiv zu handeln, Unfälle zu vermeiden und als gutes Vorbild voranzugehen.
Wie reagieren die betroffenen Fahrer auf die Massnahme? Gab es Widerstand oder Verständnis?
Natürlich wurde getuschelt und geredet. Doch schlussendlich hatte jeder Verständnis, dem ich die Sachlage erläuterte. Ob die Fahrer die Massnahme nun wirklich cool finden, wage ich zu bezweifeln. Bei den meisten wird das aber kein Problem sein – ich würde sogar behaupten, dass sich gut 95 Prozent der Fahrer so oder so an die Strassenverkehrsvorschriften halten.
Wer ist für die Durchführung der Alkoholtests verantwortlich?
Das übernehmen wir als Veranstalter. Wir konnten für diese Aufgabe zwei ehemalige, pensionierte Polizisten gewinnen, welche uns gerne bei der Durchführung der Alkoholtests unterstützen. Uns ist es ein Anliegen, dass die Tests korrekt durchgeführt werden.
Wie wirkt sich die Massnahme auf die Organisation des Umzugs aus?
Natürlich bedeutet sie einen Mehraufwand. Diesen nehmen wir aber sehr gerne in Kauf, wenn wir damit Unfälle verhindern können. Grundsätzlich sollte es zu keinen Verzögerungen kommen. Falls ein Fahrer den Test nicht besteht, wird die betreffende Gruppe leider nicht zur Umzugsstrecke zugelassen und muss den Aufstellungsraum verlassen. Rechtlich hat das Ganze aber für die Betroffenen keine Konsequenzen. Wir wollen den Gruppen nichts Böses, es geht uns alleine um die Sicherheit unserer Teilnehmer und der Zuschauer.
jms
Beim Fasnachtsumzug in Schwellbrunn (AR) kam es am Sonntag, 18. Februar 2024, zu einem schweren Unfall. Ein umgebauter Bus fuhr auf einen landwirtschaftlichen Motoreinachser mit Anhänger auf. Dabei stürzten Personen vom Motoreinachser und andere wurden unter dem Bus eingeklemmt. Sieben Menschen wurden verletzt, zwei davon schwer. Die Feuerwehren Schwellbrunn und Herisau befreiten die eingeklemmten Personen, während ein Grossaufgebot von Rettungskräften, darunter ein Helikopter und vier Ambulanzen, im Einsatz stand. Die Verletzten wurden in umliegende Spitäler gebracht. Der Fasnachtsumzug wurde nach dem Unfall abgebrochen. Ein Care-Team kümmerte sich um die Betreuung der Betroffenen vor Ort.
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