Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
Die Koffer für den Thailandaufenthalt nächstes Jahr waren schon fast gepackt, die Reise war gebucht. Doch dann der Schock: Die Schule weist ihr Urlaubsgesuch ab.
Für einen Teilumzug nach Thailand würde der fünfjährige Marcello drei Wochen lang je drei Stunden täglich im Kindergarten fehlen: Zu viel für die Schule Sirnach, denn sie lehnen das Gesuch ab. Vater Elmar Blöchlinger kann diesen Entscheid nicht nachvollziehen.
Sirnach Elmar Blöchlinger, der mit seiner Firma im Bildungsbereich tätig ist und eng mit asiatischen Partnern zusammenarbeitet, plant, Teile seines Geschäfts nach Thailand zu verlagern. Ab Januar 2026 steht ein Teilumzug der Familie nach Chiang Mai an. Von da an soll auch Sohn Marcello jeweils drei bis sechs Monate im Jahr in einer thailändischen Privatschule unterrichtet werden. Damit Marcello bei der Wahl einer geeigneten internationalen Schule aktiv mitentscheiden kann, sollte er im Januar 2025 für drei Wochen nach Thailand mitreisen. Doch das Gesuch, ihn für die Reise vom Kindergarten zu befreien, wurde von der Schule zwei Mal abgelehnt. Dort verwiesen die Verantwortlichen unter anderem auf die Zumutbarkeit einer zeitweisen Trennung der Familie: «Es ist nicht unüblich, dass ein Elternteil aufgrund von Geschäftsreisen von der Familie getrennt ist. Es wäre ihnen zumutbar, für eine begrenzte Zeit getrennt von der Familie zu sein. Ihrem Bedürfnis, zusammen mit der Familie Zeit zu verbringen, steht jedoch die Schulpflicht von Marcello gegenüber.» Elmar Blöchlinger widerspricht: «Die meisten Lehrpersonen würden mir zustimmen, dass Marcello auf der Reise mehr Sozialkompetenz erlernt als in 45 Stunden des Spielens, die er im Kindergarten insgesamt verpassen würde.»
Interessanterweise wurde der Familie vonseiten der Schule am Telefon nahegelegt, stattdessen sechs Wochen zu beantragen, was eine Heimbeschulung ermöglicht hätte. Dies lehnte die Familie jedoch ab, da es sich wirklich nur um eine dreiwöchige Reise handeln sollte: «Es geht hier nicht um Urlaub, sondern um unsere Zukunftsplanung. Marcello muss dabei sein, um mitentscheiden zu können.» Für ihn als Vater sei es wichtig, dass sich sein Sohn auch langfristig in der neuen Situation wohlfühle und sich jeweils auf die thailändische Schule freue.
Die Reise in die offiziellen Sommerferien zu legen, kam für Blöchlinger nicht infrage, da seine Firma Schulen und Kindergärten beliefert und diese zur Vorbereitung aufs neue Schuljahr im Sommer besonders viele Aufträge hätten. Im Januar hingegen sei es in seinem Betrieb am ruhigsten. «Und wir müssen unsere Planung auch in gewissem Mass nach den thailändischen Privatschulen richten. Auch da kann man nicht einfach frei schnuppern, wie man gerade möchte», erklärt Blöchlinger. Besonders ärgerlich findet er deshalb auch, dass man in Sirnach nicht bereit war, sich mit der Familie an einen Tisch zu setzen und sich ihre Situation anzuhören: «Es darf nicht sein, dass die Schule familiäre und berufliche Beweggründe einfach ausser Acht lässt und zu keiner Zeit zu einem persönlichen Gespräch bereit ist. Man wollte gar keine Lösung suchen. Stattdessen wurde ihrerseits einfach entschieden.»
Im Gespräch erwähnt Blöchlinger auch, dass er aus seinem Umfeld viele Fälle kenne, in denen Kinder – auch solche von Schulleitern – über längere Zeiträume abwesend seien, ohne dass dies ein Problem dargestellt hätte: «Mir wurde oft gesagt, ich hätte doch einfach gehen sollen, ohne der Schule Bescheid zu sagen, oder hätte Marcello krankschreiben lassen sollen. Dann wären wir wahrscheinlich mit einer Verwarnung davongekommen. Doch das ist überhaupt nicht meine Art.» Er war erstaunt, dass sein Anliegen auf so viel Gegenwind stiess: «Das Interesse der Schule sollte auch sein, dass Harmonie herrscht und man gemeinsam Entscheidungen trifft, vor allem, wenn es zum Wohl der Kinder ist. Jetzt denke ich aber, das Schulsystem nimmt Eltern in der Schweiz sehr viel Entscheidungsgewalt über die eigenen Kinder weg.» Nicole Kellenberger, Präsidentin der Schulkommission Sirnach, schreibt auf Anfrage: «Die Schule Sirnach geht nicht auf individuelle Fälle ein. Grundsätzlich gilt in der Schweiz die Schulpflicht. Alle Familien mit schulpflichtigen Kindern müssen ihre Ferien in den Schulferien beziehen. Im Sinne der Gleichbehandlung werden Urlaubsgesuche äusserst zurückhaltend beurteilt.»
Da der Antrag abgelehnt wurde, musste die Familie nach einer Alternative suchen: Marcello wird die nächsten zwei Jahre in einem Privatkindergarten in Wil verbringen, für den die Familie die Kosten selbst trägt. «Diese 750 Franken im Monat ist es uns wert. Marcello ist im neuen Kindergarten extrem glücklich.» Die Familie hat eine für sie passende Lösung gefunden, die mit ihrer Urlaubsplanung vereinbar ist. Doch Elmar Blöchlinger betont, dass die Geschichte seiner Familie zum Nachdenken anregen solle. «Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen und sind seit über 20 Jahren mit unserem Geschäft in Sirnach verankert. Es wäre schön gewesen, wenn die Schule auf unsere Bedürfnisse eingegangen wäre.»
jms
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