Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
Diesen Sommer fanden in Wängi bereits zum zweiten Mal die Erlebnistage auf dem Bauernhof statt. Die Initiatorin, die Sozialpädagogin Jenny Breimaier, widmete einen grossen Teil ihrer Freizeit der Planung und Durchführung dieses besonderen Projekts. Ihr Ziel: ein inklusives Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung, um Berührungsängste abzubauen
Wängi Auf einem Milchbetrieb in Wängi warteten nicht nur Kühe, Hühner und Kaninchen auf die Kinder, sondern auch Traktoren, Melkroboter und sogar ein Hundeführer oder ein Feuerwehrmann. Zu den Höhepunkten zählten das Reiten auf Shetlandponys, das Mitfahren im Traktor und eine spannende Schnitzeljagd, die den Hof und seine Tiere für die Kinder auf eine besondere Weise erlebbar machte. «Gerade der direkte Kontakt zu den Tieren und das Erkunden der Maschinen begeistern die Kinder», erklärt Breimaier. Auch Kater Jonny, der nicht nur Rollstühle und Kinderwagen begleitete, sondern die Kinder durch die Schnitzeljagd führte, wurde zum heimlichen Star des Events.
Was das Projekt so besonders macht, ist die Mischung der Gruppen: Kinder mit und ohne Beeinträchtigung verbrachten die Tage gemeinsam, ohne dabei von Eltern oder persönlichen Betreuern begleitet zu werden. Für die professionelle Betreuung sorgte Breimaier gemeinsam mit ihrem Team aus Sozialpädagoginnen, die sie teils aus ihrem Arbeitsumfeld und teils aus ihrem Netzwerk von Kolleginnen gewinnen konnte. «Es war unglaublich, zu sehen, wie die Kinder trotz ihrer Unterschiede ganz natürlich miteinander umgingen», so Breimaier. Kinder, die nicht sprechen konnten, kommunizierten beispielsweise über Tablets, und die Gruppe fand spielerisch zueinander. Die bunte Truppe bestand jeweils aus bis zu 15 Kindern, unterstützt von bis zu sieben Betreuerinnen. «Es braucht viele Hände und Augen, um so einen Tag reibungslos zu gestalten», sagt Breimaier, die diese Herausforderung immer wieder gerne auf sich nimmt. Die Altersgruppen reichten von Vierjährigen bis hin zu jungen Erwachsenen – und trotz der Unterschiede in Alter und der Entwicklung funktionierte das Miteinander der Kinder erstaunlich gut. «Besonders der Kontakt mit Tieren schaffte es, in jeder Situation, zwischen jedem Alter und trotz jeder Beeinträchtigung Brücken zu schlagen und Berührungsängste zwischen den Kindern abzubauen», freut sich Breimaier über den gelungenen Event.
Auch die Eltern zeigten sich begeistert von dem Angebot. Besonders geschätzt wurde, dass die Kinder ohne die Anwesenheit der Eltern oder Betreuer teilnehmen konnten. Für viele Familien mit beeinträchtigten Kindern stellte dies eine wertvolle Entlastung dar. «Es ist eine grosse Erleichterung für die Eltern, ihre Kinder in guten Händen zu wissen, während sie selbst ein paar Stunden für sich haben», erklärt Breimaier. Die Resonanz war so gross, dass aus dem ursprünglich geplanten Eintagesprojekt im letzten Jahr drei Tage und in diesem Jahr sogar vier Tage wurden. Viele Kinder, die bereits im vergangenen Jahr dabei waren, kamen auch dieses Jahr wieder. «Wir haben viel positives Feedback erhalten, und die strahlenden Gesichter der Kinder sind der beste Beweis dafür, dass es sich lohnt, diese Arbeit zu machen», sagt Breimaier mit einem Lächeln.
Auch wenn das Projekt anstrengend ist, plant Breimaier, es in Zukunft fortzuführen – vielleicht nicht regelmässig, aber sicherlich als besonderen Event, wie beispielsweise um Weihnachten herum oder in den nächsten Sommerferien. Denn die Inklusion, die sie mit ihren Bauernhoftagen fördert, bereichert nicht nur die Kinder mit Beeinträchtigung: «Auch die Kinder ohne Beeinträchtigung lernen viel dabei. Sie verlieren die Scheu im Umgang miteinander und erkennen, dass jede Person wertvoll ist, unabhängig von den äusseren Umständen. Daraus haben sich wertvolle neue Freundschaften ergeben.» Breimaier sieht die Erlebnistage auf dem Bauernhof in Wängi damit nicht nur als eine Möglichkeit des Spielens und Lernens für Kinder, sondern auch als Modell dafür, wie Inklusion auf natürliche und freudige Weise gelingen kann. «Solche inklusiven Freizeitangebote würden auch an anderen Orten gut funktionieren», ist Breimaier überzeugt. Laut der Sozialpädagogin ist es wirklich erstaunlich, dass bei so vielen verschiedenen Kindern nichts kaputtging und es keinen Streit gab: «Die Kinder haben sich gegenseitig geholfen und dabei auch über ihre eigenen Grenzen hinauswachsen können.»
jms
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