Cristina Roduner
weiss, was man bei der Verwendung von KI beachten muss.
Gabriela Zogg hat elf Jahre in der geschützten Werkstätte der Murg-Stiftung in Littenheid gearbeitet. «Das letzte Dreivierteljahr hat mich zur Kündigung gezwungen: Ich wurde geschlagen, beleidigt und ignoriert.» Nulltoleranz für verbale und physische Angriffe: Geschäftsführer der Murg-Stiftung weist die Anschuldigungen zurück
Littenheid Die Murg-Stiftung bietet Arbeitsplätze für Menschen im zweiten Arbeitsmarkt, die durch psychische oder körperliche Einschränkungen keine reguläre Arbeit finden. Gabriela Zogg arbeitete fast elf Jahre in der Werkstatt und war lange zufrieden: «Es hat mir immer Freude gemacht, hier zu sein.» Die Situation in der Einrichtung eskalierte laut Zogg vor etwa einem Dreivierteljahr nach der Aufnahme eines neuen Klienten, eines syrischen Mannes, der sich aggressiv verhalten haben soll. «Von Anfang an hat er uns schikaniert. Er verteilte Fusstritte im Bus, öffnete Fenster bei eisigen Temperaturen, zeigte uns den Mittelfinger und zuletzt schubste er einen anderen Klienten und rammte mir seinen Ellbogen in die Niere», schildert die 59-Jährige.
Mobbing am Arbeitsplatz war schon in Zoggs früherer beruflichen Laufbahn der Grund für ihren Ausstieg aus dem Arbeitsalltag und die Ersuchung psychologischer Hilfe. «Irgendwann ging mir die Situation in der Stiftung so nahe, dass ich nicht mehr schlafen konnte und gezwungen war, eine Auszeit zu nehmen – mit finanziellen Folgen, denn der Lohn blieb aus.» Auch nach ihrer Rückkehr blieben Beschwerden bei der Leitung laut Zogg unbeachtet: «Wenn die Betreuer einen Vorfall nicht selbst gesehen haben, wurde nichts unternommen. Und selbst wenn der betroffene Klient einmal zurechtgewiesen wurde, hat man von uns immer Verständnis erwartet.» Die anhaltenden Schikanen brachten gemäss Zogg vier Klienten dazu, ihr Arbeitsverhältnis zu kündigen. «Nachdem er nebst anderen Klienten auch anfing, die Betreuer und Leiter zu schikanieren, wurde der Syrer schliesslich entlassen. Trotzdem hielten die Probleme an», ergänzt sie.
Statt unterstützt durch ihre Betreuer fühlte sich Zogg zunehmend isoliert und sah sich weiter durch andere Klienten gemobbt: «Ich wurde beleidigt, als blöde Kuh und Schlampe beschimpft und wie Ausschuss behandelt. Es hiess sogar, man sei froh, wenn ich auch endlich weg sei.» Aus Trauer wurde Wut und so zog die 59-Jährige die Notbremse und reichte letzte Woche ebenfalls ihre Kündigung ein. «Ich bereue diese Entscheidung nicht, ich möchte mich nicht weiter schikanieren lassen.» Wie schwer ihre Vorwürfe wiegen, lässt sich nur vor Ort klären. Fest steht: Für Zogg ist es zu spät. Sie möchte das Kapitel hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen.
jms
Thomas Bleiker, Geschäftsführer der Murg-Stiftung, weist die Vorwürfe entschieden zurück: «Die Murg-Stiftung bietet Menschen mit besonderen Bedürfnissen ein betreutes Beschäftigungsangebot. Zu unseren Klienten zählen sowohl interne Bewohner des Wohnheims als auch externe Klienten. Die Klienten haben unterschiedliche Hintergründe: Manche haben eine psychische oder kognitive Beeinträchtigung, andere eine Suchterkrankung. Alle Klienten der Murg-Stiftung beziehen eine IV-Rente. Unser Ziel ist es, diesen Menschen durch die angebotene Tagesstruktur eine sinnvolle und geregelte Beschäftigung, angepasst an ihre individuellen Bedürfnisse, zu ermöglichen. Hierfür steht unter anderem die Werkstatt mit vielfältigen Arbeitsangeboten zur Verfügung. Die Murg-Stiftung legt grossen Wert auf klare Regeln und ein sicheres Umfeld. Daher gilt bei uns eine Nulltoleranzpolitik gegenüber jeglichen physischen oder verbalen Übergriffen. Konflikte unter Klienten können auftreten; diese werden durch unser geschultes Personal begleitet und deeskaliert. Sollte ein Klient jedoch nicht mehr führbar sein und die Sicherheit oder das Zusammenleben gefährden, ziehen wir konsequente Massnahmen bis hin zur Kündigung in Betracht. Es gibt hier nichts zu verbergen. Sie können sich die Situation gerne vor Ort ansehen.»
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