Philipp Gattermann
kombiniert Schreinerei mit seiner Leidenschaft für den Naturschutz.
Markus Zingg, Münchwiler Gemeinderat für öffentliche Sicherheit, brennt für die Feuerwehr und den Sicherheitsverbund Hinterthurgau (SVHTG): Die Idee eines Zweckverbundes für die Hinterthurgauer Feuerwehren steht nicht zum ersten Mal im Raum. Warum das Sinn macht und wer sich anschliesst, erzählt der Münchwiler Gemeinderat Markus Zingg.
Hinterthurgau «Ich war selber fast 30 Jahre Teil der Feuerwehr. Dabei bekleidete ich auch schon mal hohe Ränge, als Offizier in Münchwilen oder als Kommandant der Betriebsfeuerwehr Swisstulle», so Zingg über seine Passion für die Feuerwehr. Gerade durch seine eigenen Erfahrungen weiss der Münchwiler Gemeinderat genau, was für Arbeiten bei der Feuerwehr auf einen zukommen und wie schwer es sein kann, diese mit dem Privatleben, aber vor allem auch mit der Arbeit zu vereinbaren. In Spitzenzeiten besuchte er bis zu 120 Feuerwehrveranstaltungen und -einsätze im Jahr.
Das grösste Problem heutzutage sei die Verfügbarkeit der Leute, sagt Zingg. Einerseits sei die Nachwuchsförderung, wie auch für viele andere Vereine, ein zunehmendes Problem geworden. «Es wird schwieriger, neue Leute zu erreichen und sie dazu zu bewegen, so viel ihrer Zeit für ein gemeinnütziges Engagement zu investieren. Doch ein weiteres, noch grösseres Problem ist es, Arbeitgeber zu finden, die bereit sind, ihren Arbeitnehmern eine solche flexible Arbeitszeitgestaltung zu gewähren, wie das für Feuerwehrleute manchmal nötig ist.» Ein weiterer Punkt ist laut Zingg aber auch die Distanz vom Wohnort zum Arbeitsplatz, die zugenommen hat, wodurch Feuerwehrleute nicht mehr so rasch und spontan für einen Einsatz aufgeboten werden können. Nachts oder an den Wochenenden sei die Verfügbarkeit der Mitglieder weniger ein Problem. Aber für Einsätze tagsüber, wie beispielsweise bei Verkehrsunfällen auf der Autobahn, fehlen schnell die nötigen Helfer.
Der Sinn des Sicherheitsverbundes ist laut Zingg eine verbesserte Einsatzbereitschaft: «Ein Feuerwehr-Zweckverband kann die Einsatzbereitschaft erhöhen, da mehr Ressourcen und Ausrüstung zur Verfügung stehen, um auf Notfälle zu reagieren.» Bis jetzt seien alle Feuerwehrleute auf freiwilliger Basis im Einsatz. Neu will man laut Zingg aber auch einige wenige Berufsfeuerwehrleute engagieren, die jederzeit im Dienst sind und für alle beteiligten Gemeinden im Einsatz stehen. «Wir möchten, dass im oberen Kader eine Professionalisierung stattfinden kann. Denn für höhere Kaderpositionen, wie den Kommandanten, fällt extrem viel Mehrarbeit an, für die kaum mehr jemand die Kapazität findet, der nebenbei noch berufstätig ist. Diese Berufsfeuerwehrleute würden dann über alle beteiligten Gemeinden durch einen Pro-Kopf-Beitrag pro Einwohner finanziert.» Wie viele solcher Stellen beim Zusammenschluss geschaffen würden, sei aber noch nicht entschieden. Einen weiteren Vorteil des Zweckverbundes sieht Zingg in der Organisation: «Administration, Planung und weitere Arbeiten können zentral organisiert werden und entlasten die Kader der Partnerfeuerwehren, womit sie sich wieder vermehrt den Kernaufgaben widmen können.»
Schon jetzt halten die Feuerwehren gemeinsame Schulungen ab und tauschen ihr Wissen untereinander aus. Dieser Wissensaustausch soll laut Zingg durch den Zusammenschluss der Feuerwehren zum SVHTG noch weiter vorangetrieben werden. «Durch diesen Austausch können Spezialisten aus verschiedenen Gemeinden enger zusammenarbeiten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten teilen. In den angeschlossenen Gemeinden wird dadurch ein einheitlicher Ausbildungsstand garantiert.» Aber auch diejenigen, die sich gegen einen Beitritt ausgesprochen haben, werden weiterhin von gemeinsamen Schulungen profitieren können, wie der Gemeinderat betont.
Schon vor einigen Jahren stand ein Zusammenschluss der Feuerwehren Sirnach und Münchwilen im Raum. Damals kam der Vorstoss aus der Politik, in den Feuerwehren sah man allerdings noch keinen Bedarf. Mit schwindenden Mitgliederzahlen und zunehmender Belastung der bestehenden Mitglieder wurde die Idee jedoch vor wenigen Jahren wieder aufgegriffen. Im Verlauf der Projektierungsphase wurde den Feuerwehren im Stützpunktgebiet die Beteiligung angeboten – sechs davon zeigten Interesse. Bis diesen April hatten sie dann Zeit, ihre definitive Entscheidung mitzuteilen, ob sie Teil des Sicherheitsverbundes Hinterthurgau (SVHTG) sein wollen. Vom gemeinsamen Stützpunkt sprachen sich schlussendlich vier der sechs Feuerwehren für den Beitritt aus, darunter Sirnach, Münchwilen inklusive Bettwiesen, Bichelsee-Balterswil und Wängi. Fischingen und Eschlikon entschieden, für den Moment auf einen Beitritt zu verzichten. Die Möglichkeit eines Beitrittes besteht für diese zwei Gemeinden sowie andere Interessenten zukünftig jedoch weiterhin. An der Zusammenarbeit mit den beiden Feuerwehren werde sich aber auch nach Annahme des Zusammenschlusses SVHTG nichts verändern. «Wir halten nach wie vor zusammen, denn der Schutz der Bevölkerung steht für uns alle immer an erster Stelle.»
Die Abstimmungen in den einzelnen Gemeinden werden im November diesen Jahres stattfinden (Gemeindeversammlung oder Urnenabstimmung, je nach Gemeindeordnung). Bis dahin werden die Einzelheiten für die Botschaft ausgearbeitet. Bei der Erarbeitung des Konzepts in der Projektgruppe ist Markus Zingg zwar selber nicht dabei, dafür aber im Lenkungsausschuss. Die Projektgruppe werde jedoch tatkräftig unterstützt durch zwei Mitglieder des Sicherheitsverbundes Region Gossau. Denn deren System funktioniere schon seit vielen Jahren sehr gut. Auch in Wil und im Kanton Thurgau haben sich Zweckverbände für die dortigen Feuerwehren bereits bewährt. Entsprechend sieht Zingg der Abstimmung positiv entgegen: «Ich sehe keinen Grund, warum die Bürger gegen den SVHTG stimmen sollten, denn der Bedarf ist da und ein Sicherheitsverbund ist eine bewährte Organisationsstruktur und bietet für die beteiligten Gemeinden eine optimale Lösung.»
jms
In seiner Stellungnahme schreibt Markus Hirzel, Gemeinderat im Ressort Sicherheit, Verkehr und Entsorgung Fischingen: «Auf Basis einer Absichtserklärung hat sich die Gemeinde Fischingen aktiv in das Projekt Sicherheitsverbund Hinterthurgau eingebracht und gemeinsam mit den Partnergemeinden die Entscheidungsgrundlagen für einen Zusammenschluss erarbeitet. Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile hat der Gemeinderat auf Antrag der Feuerwehr Fischingen aber schliesslich entschieden, auf einen Beitritt zu verzichten. Die Verantwortlichen sehen das Potenzial in einer Regionalisierung, möchten aber die funktionierende und professionelle Feuerwehr Fischingen im Moment selbstständig belassen. Unsere Organisation verfügt aktuell über einen erfreulich hohen Mannschaftsbestand, ist hinsichtlich der Gerätschaften und der Fahrzeuge gut aufgestellt und das Personal verfügt über einen hohen Ausbildungsstand. Das Korps ist daher absolut in der Lage, die zu bewältigenden Aufgaben auch in den kommenden Jahren eigenständig und mit der nötigen Qualität zu erbringen.» Das Kader werde die Zukunft der Feuerwehr Fischingen aber selbstverständlich laufend überprüfen und dabei könne ein späterer Beitritt zum Zweckverband durchaus auch wieder zum Thema werden.
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