Wäre er wirklich ein Geist, triebe er bestimmt viel Schabernack
Im neuesten Stück des Theatervereins Bühne70 wird das mysteriöse Ableben von Baron Ansgar von Herrschershausen untersucht. Karl Ulmer, der auf der Bühne den Geist des Barons spielt, erklärt die Finessen dieses Charakters.
Wil Baron Ansgar von Herrschershausen, ein gutmütiger, netter Mensch und Vorgesetzter, ist hinterhältig ermordet worden. Er erscheint als Geist auf seinem Anwesen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sein treuer Butler Johann und sein zu Hilfe eilender Cousin, seines Zeichens Kriminalkommissar, ermitteln unter den Hinterbliebenen und dem Dienstpersonal.
Nachdem Sie im Stück ermordet werden, tauchen Sie als Geist wieder auf. Was ist speziell daran, einen Toten zu spielen?
Als Geist wird man weder gesehen noch gehört. Man steht also immer ausserhalb des Geschehens und man kann nie aktiv in die Handlung eingreifen. Die einzige Einflussnahme ist vielleicht in einer Séance möglich.
Was denken Sie kommt nach dem Tod?
Ich stehe immer noch fest auf der Erde. Über den Tod habe ich mir noch keine grossen Gedanken gemacht.
Obwohl es um die Auflösung eines hinterhältigen Mordes geht, ist das Stück sehr humoristisch. Woran liegt das?
In einer Komödie gibt es immer lustige Charaktere. Auch wenn das Thema des Stücks sehr ernst ist, kann man der ganzen Tragik dadurch ein Schmunzeln abgewinnen. Das macht den Erfolg einer Komödie aus. Sonst hätten wir ja ein Drama.
In einer Séance werden Sie als Geist beschworen. Wie funktioniert das?
Das erledigen die Tanten des Barons, indem Sie in eine Zauberkugel schauen und hoffen, dass sich der Geist des toten Ansgar meldet.
Denken Sie, dass es Geister gibt und dass man mit diesen kommunizieren kann?
Ich bin jedenfalls noch nie einem begegnet. Aber vielleicht gibt es noch einiges zwischen Himmel und Erde, was wir noch nicht wissen oder begreifen. Aber sicher ist, dass damit viel «Humbug» betrieben wird.
Wenn Sie wirklich ein Geist wären, was würden Sie den ganzen Tag so machen?
Das wäre, so nehme ich an, ein nicht uninteressantes Dasein. Ich würde wahrscheinlich viel Schabernack treiben. Ich gehe davon aus, dass ich allenfalls ein eher lustiges Gespenst wäre.
Wie lange sind Sie schon bei der Bühne70 dabei?
Ich weiss gar nicht, wie lange ich schon bei der Bühne70 mitspiele. Aber inzwischen sind es schon viele Jahre und ich weiss nicht einmal mehr alle Stücke, in denen ich mitgewirkt habe. Gerne gebe ich eine kleine Auswahl: Der schwarze Hecht, Ein Sommernachtstraum, Nathan der Weise, Der Revisor, Die Physiker und einige andere.
Was fasziniert Sie persönlich am Theaterspielen?
Man kann so schön in verschiedene Charaktere hineinschlüpfen. Damit entflieht man auf wunderbare Weise dem Alltagsstress. Das Schönste ist aber die gemeinsame Erarbeitung eines Stückes. Schlussendlich ist es aber eine – vielleicht angeborene – Leidenschaft.
Welches war die schwierigste
Figur, die Sie bis jetzt gespielt
haben?
Im Sprechtheater war das Nathan in Lessings «Nathan der Weise». Nebenbei bin ich ja auch stark im Musiktheater engagiert.
Pascal Scheiwiler