Bildungsoase trotz Youtube-Generation
WIL Mit neuen Angeboten und persönlichen Treffs spürt die Volkshochschule Wil wieder Aufwind – Start zum neuen Programm am 22. Oktober
Seit zwei Jahren sind Daniel Schönenberger (Schulleitung) und Carola Nadler (Sekretariat) verantwortlich für das Angebot und die Organisation der Volkshochschule Wil. Mit dem Programm für die neue Saison setzen sie auf viel Bewährtes, sind aber auch offen für Neues und Experimente: www.vhs-wil.ch.
Wie Carola Nadler, welche das VHS-Sekretariat betreut, sagt, sei die Volkshochschule nicht nur ein Treffpunkt für Wiss- und Lernbegierige, sondern auch ein gesellschaftlicher Treffpunkt, wo man sich austauschen kann und will und das sei zum Glück wieder mehr gefragt. «Wenn man den Stadtsaal schon als Atrium bezeichnen kann, dann dürfen wir uns sicher als Bildungsoase mit grossem zwischenmenschlichen Anspruch bezeichnen», so Carola Nadler.
Zur Geschichte
Die VHS Wil gibt es schon seit 1954 und wurde dann 1968 in eine Stiftung überführt. In den Jahren um 1968, in den Boomjahren der Volkshochschulen in fast allen Schweizer Städten, förderte Dr. Hans Güntert mit viel Engagement die VHS und stiess mit neuen Programmteilen auf sehr fruchtbaren Boden. Das Angebot boomte und die Kurse waren fast immer ausgebucht. Es folgte dann mit der Jahrhundertwende endgültig die Youtube-Generation und fast alles Wissen und Anleitungen für Handwerk usw. konnten und kann man googeln. Die Volkshochschulen hatten plötzlich Mühe, die passenden Angebote ins Programm aufzunehmen und die Kurse kostendeckend zu führen.
Finanziell gesichert
Die Volkshochschule Wil ist eine Stiftung, welche finanziell von der Stadt Wil, den Ortsbürgern und verschiedenen Sponsoren getragen wird. Die Schulungsräume werden von der Stiftung Hof zu Wil im zweiten Stock des ehrwürdigen Hof zu Wil zur Verfügung gestellt. «Die Kurse und weiteren Angebote sollen, wenn immer möglich, kostendeckend geführt werden und das ist bei einem Grossteil der Angebote dank der Unterstützung auch möglich,» so Schuleiter Daniel Schönenberger. Neu ist auch die Gestaltung des Programmflyers. «Wir setzten neu auf einen Flyer mit allen wichtigen Fakten und Daten in kompakter Form und nicht mehr auf eine umfangreiche und kostspielige Broschüre», sagt Carola Nadler. Alle Details gibt es auf der umfangreichen und informativen Homepage: www.vhs-wil.ch.
Den Puls gefühlt
Im Rückblick auf die ersten beiden Jahre in der Verantwortung sagen Schönenberger und Nadler, dass ein grosses Engagement nötig gewesen sei um herauszufinden, was wirklich ankommt und gewünscht wird und dann die Menschen für ein Mitmachen begeistert. Im ersten Jahr hätten Tanzen, Kochen und Zeichnen im Vordergrund gestanden. Der Versuch, Albanisch für Albanischstämmige anzubieten, sei ganz gut angekommen. Eher überraschend hätten Kurse aus dem Naturbereich mit dem WWF wenig Resonanz gefunden. «Unsere Chance ist, mit Emotionen, zwischenmenschlichen Treffs und persönlichen Kontakten das zu bieten, was man über TV und Youtube nicht erhält. Wie es aussieht, werden direkte Kontakte und der Erfahrungsaustausch in der Gruppe wieder gesucht und das spricht für uns und die Zukunft der VHS», so Schönenberger.
Offen für Neues
Im zweiten Jahr hatte das Programm erstmals die Handschrift aus der eigenen Küche und das Angebot war weiter gefächert und für neue Interessen geöffnet. Japan habe man infolge aktuellen Anlasses «150 Jahre diplomatische Beziehungen Schweiz-Japan» zum Thema gemacht mit verschiedenen Kursen, so auch Kalligraphie im Programm. Grundsätzlich arbeite man gerne mit Vereinen zusammen, um Synergien zu nutzen und gegenseitig zu profitieren. Bei den Sprachen hätten sie auf Angebote zum Auffrischen für die Ferien geachtet, auch die Kultur hinter der Sprache bekanntzumachen. So sei auch Russisch sehr gut angekommen. Mit den Gesprächen «Persönlich» von Roland W. Poschung mit bekannten Persönlichkeiten hätten sie besonders Erfolg gehabt und diese Reihe möchte man weiterführen. Am 25. Oktober werden Arthur Honegger zusammen mit Daniela und Markus Merz erwartet und am 29. November werden Toni Vescoli und Pfarrer Meinrad Gemperli dabei sein.
Gesundheit und Geselligkeit
Im aktuellen Programm stehen auch Gesundheitsbereiche im Vordergrund mit Referenten aus dem Spital und der Psychiatrie in Wil. Entspannungsübungen seien mit «Thai Chi», Yoga und Qigong angesagt. Das Angebot für Sprachen wird weitergeführt, darunter auch Türkisch und Russisch. Während Englisch ein Dauerrenner ist, kommt neu auch Französisch ins Angebot. Dies auch als Anerkennung für eine unserer Landessprachen.
Hermann Rüegg